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Kampf gegen den Krebs

TÜBINGEN. Nur wenige, die in der Radioonkologie des Universitätsklinikums Tübingen behandelt wurden, kennen die Abteilung Medizinische Physik in der Strahlentherapie des Universitätsklinikum Tübingen (UKT). Kaum jemand weiß, wie viel Arbeit nötig ist, damit ein Patient bestrahlt werden kann, um seine Krebserkrankung erfolgreich behandelt zu bekommen. Wer glaubt, dass nur ein Arzt in einem Nebenraum sitzt und auf einen Knopf drückt und dann alles automatisch geht, liegt eindeutig falsch, denn im Hintergrund ist ein gut eingespieltes, hoch qualifiziertes Team rund um die Uhr notwendig, um eine erfolgreiche Behandlung zu gewährleisten.

Die Medizinische Physik ist Teil der Klinik für Radioonkologie unter Prof. Dr. Bamberg. Der Leiter des Bereiches Medizinische Physik ist Prof. Dr. Christ. Insgesamt arbeiten unter ihm rund 15 Mitarbeiter. Vier promovierte Physiker, drei Ingenieure, drei MTAs beziehungsweise PTAs, zusätzlich dazu Techniker der Gerätehersteller.

Eine eigene Werkstatt mit drei Mechanikern und einem Azubi, eine Sekretärin und ein oder zwei Zivis sorgen dafür, dass rund um die Uhr, sieben Tage die Woche Bestrahlungen möglich sind, auch mitten in der Nacht oder an einem Feiertag als Notfallbestrahlung (zum Beispiel bei einer drohenden Querschnittslähmung bei Wirbelmetastasen).

Behandlungen rund um die Uhr

Die reguläre Arbeitszeit beginnt für das Team um sieben Uhr mit dem Starten der Maschinen und kann bis Mitternacht gehen. Auch danach gibt es jederzeit einen Notdienst. Wenn nötig wird so lange weitergearbeitet, bis die Geräte für den nächsten Tag wieder einsatzfähig sind, denn dann wartet alle 15 Minuten ein Patient pro Gerät auf seine Behandlung.

An sechs Elektronenbeschleunigern können Routine- und auch seltene und komplizierte Spezial- und Sonderbestrahlungen vorgenommen werden. Unter anderem besteht auch die Möglichkeit zur Hyperthermiebehandlung (Überwärmung des Krebsgewebes, um es empfindlicher gegen die Strahlen zu machen). Außerdem wird Brachytherapie, Afterloading mit Kathetertechnik (dabei wird die Strahlenquelle dicht an das jeweilige zu bestrahlende Gewebe herangebracht, das heißt, der Weg wird verkürzt, um punktgenau zu arbeiten) gemacht und die Medizinische Physik ist für den technischen Bereich der Blutbestrahlungsanlagen zuständig.

Die Abteilung ist für ihr hohes Niveau weit über die Region hinaus bekannt und anerkannt. Nicht ohne Grund hat die Strahlentherapie und Medizinische Physik auch international einen guten Ruf. Neben dem Team für die tägliche Behandlung von ambulanten und stationären Patienten gibt es in der Medizinischen Physik zusätzlich eine eigene Forschungsabteilung.

Allerdings sind Forschung und Innovationen nur ein Teil des Aufgabenspektrums. Der größere Teil der Arbeit besteht in täglicher Routine, die weitestgehend von den Patienten unbemerkt abläuft und eine reibungslose Versorgung überhaupt erst ermöglicht. Jede Behandlung wird individuell, das heißt für jeden einzelnen Patienten extra, geplant, durchgerechnet und die Geräte entsprechend computergesteuert eingestellt, Schablonen zum Schutz der nicht betroffenen Organe individuell hergestellt und das gesamte Bestrahlungsprogramm von Anfang bis Ende nach den ärztlichen Vorgaben aufgestellt.

Vor, während und nach der Bestrahlung finden ständige Kontrollen der Therapie und der Geräte statt. Überhaupt wird Sicherheit in der Medizinischen Physik groß geschrieben. Bestrahlungsplanung, technische Kontrollen, Kalibrierungen, Betreuung der vielen verschiedenen Computer, Wartungen und sofortige Reparaturen auch kleinster Mängel nehmen einen großen Teil der Zeit in Anspruch. Nur so lassen sich die Behandlungen ohne Gefahr für Patienten und Mitarbeiter durchführen und beste Behandlungsergebnisse erzielen.

Komplexe Technik

Zurzeit stehen wieder einmal die großen Jahreswartungen der Geräte an, was für sämtliche Mitarbeiter mit viel zusätzlicher Arbeit und zusätzlichen Überstunden und Wochenenddiensten verbunden ist, da trotz Stilllegung einzelner Geräte zu Wartungszwecken die Therapie von krebskranken Patienten ja nicht unterbrochen werden oder warten kann. Es ist gut zu wissen, dass am UKT stets ein so qualifiziertes und zuverlässiges Team im Einsatz ist. (ZmS)



Alisha Gaupp, Friedrich-List-Gymnasium Reutlingen, Klasse 8a