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»Judo ist kein Ballett«

Julia praktiziert eine Kampfsportart. Besonders gefällt ihr, dass die Gegner sich dabei mit Respekt begegnen

Julia macht seit sieben Jahren beim VfL Pfullingen Judo. Das Ziel bei diesem Sport ist, den Gegner auf den Rücken zu werfen. FOT
Julia macht seit sieben Jahren beim VfL Pfullingen Judo. Das Ziel bei diesem Sport ist, den Gegner auf den Rücken zu werfen. FOTO: ZMS
Julia macht seit sieben Jahren beim VfL Pfullingen Judo. Das Ziel bei diesem Sport ist, den Gegner auf den Rücken zu werfen. FOTO: ZMS

PFULLINGEN. Ich bin dreizehn Jahre alt und mache seit sieben Jahren beim VfL Pfullingen Judo. Es macht mir unendlich viel Spaß! Das Training ist jeden Donnerstag von 18.30 bis 20 Uhr in der Schlossturnhalle. Dazu kommt noch ein freiwilliges Training dienstags.

Kano Jigoro (1860 bis 1938) ist der Begründer von Judo, das in 150 Ländern trainiert wird und damit die am weitesten verbreitete Kampfsportart ist. Judo ist eine japanische Zweikampfsportart, kein Teamsport. Jeder muss gegen jeden antreten und kämpfen. Um die Verletzungsgefahr klein zu halten, wird auf mittelharten Matten gekämpft. Das Prinzip ist »Siegen durch Nachgeben«, man will dem anderen nicht wehtun, sondern begegnet ihm mit Respekt. Das Ziel ist den Gegner durch Kraft und Schnelligkeit kontrolliert auf den Rücken zu werfen und am Boden liegend, 20 bis 25 Sekunden unten zu halten.

Begrüßung im Kniestand

Die Anzüge sind weiß, die Hose heißt »Zubon«, die Jacke »Uwagi« und der Gürtel »Obi«. Je nach Ausbildungsstand bekommt man den Gürtel in der jeweils passenden Farbe. Man macht für jede Farbe eine Gürtelprüfung.

Es gibt vier Grundarten: Wurftechnik, Bodentechnik, Falltechnik und Schlagtechniken. Im Judo gibt es klare Regeln. Zu spät kommen gibt es zum Beispiel nicht. Sollte das doch mal der Fall sein, muss man sich rechtzeitig beim Trainer abmelden, da sonst das Training gestört werden würde. Hygiene ist wichtig, die Matten sollten nur barfuß betreten werden. Verlässt man sie kurz, muss man Strümpfe oder Schuhe anziehen.

Ebenso gibt es ein Begrüßungsritual. Dazu stellen wir, die Judokas (so nennt man die jungen Kinder), uns auf einer Linie gegenüber den Trainern auf. Sobald die Trainer sich, zuerst mit dem linken Knie und dann mit dem rechten, in den Kniestand gebracht haben, bringen sich auch die Judokas in den Kniestand. Der Rücken ist dabei gestreckt und die Handflächen liegen auf den Oberschenkeln. Nun ruft der Trainer mit dem schwarzen Gürtel »Mokuso«, das heißt, man soll die Augen schließen und sich konzentrieren.

Dann ruft er »Rei«, jetzt verbeugen wir uns, indem wir die Hände zu einem Dreieck formen und kurz auf die Matte ablegen. Wir stehen gemeinsam mit den Trainern, zuerst mit dem rechten Bein und dann mit dem linken Bein auf. Wenn wir stehen, ruft der Trainer wieder »Rei« und wir verbeugen uns noch mal im Stehen.

Das alles ist eine Vorbereitung auf das Training. Man soll so zur Ruhe kommen und alles was den Tag über passiert ist vergessen, sich im Geist völlig auf Judo einstellen. Die nächsten zwei Stunden liegt die Konzentration nur beim Judo. Man braucht diese Aufmerksamkeit für die Abläufe beim Kampf mit dem Partner, damit so wenig wie möglich passiert. »Rei« ist ein Ausdruck für gegenseitigen Respekt. Man begegnet sich freundschaftlich und fair. Man muss viele dieser Begriffe im Judo lernen. Jeder Wurf hat einen anderen Namen, zum Beispiel Morote-seoi-nage oder Okuri-ashi-barei.

Gut fürs Selbstbewusstsein

Unser Training beginnt immer mit Warmlaufen und ein paar Dehnübungen. Danach startet unser eigentliches Training für die Gürtelprüfungen. Am Ende gibt es ein Verabschiedungsritual. Als Erstes verabschieden wir uns wieder in der Knie-Position und dann noch mal im Stehen. Dies dient der Vertiefung von dem, was man gelernt hat, und es soll Zeichen dafür sein, dass man sich jetzt wieder mit dem Alltag befassen kann.

Judo ist ein toller Sport, ich kann es jedem nur empfehlen. Aber als Mädchen darf man kein Problem damit haben, dass Jungs einen anfassen und die Mädchen die Jungs anfassen müssen. Jeder muss wissen »Judo ist kein Ballett«, so wurde es mir immer von meinem Trainer gesagt, wenn ich mir etwa bei einem Wurf wehgetan habe. Also empfindlich darf man nicht sein! Judo ist nicht nur für meine Beweglichkeit und Selbstverteidigung gut, es hat auch meine Persönlichkeit und mein Selbstbewusstsein gestärkt. Falls ihr jetzt Lust bekommen habt, es auch auszuprobieren, würde es mich freuen. (ZmS)

 

Julia Krause, Wilhelm-Hauff-Realschule, Pfullingen, Klasse 8d

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