ZmS: Wie sind Sie eigentlich darauf gekommen, gerade diesen Beruf auszuüben?
Yvonne Baier: Das Sozialpraktikum in Mariaberg gefiel mir so gut, dass ich mich mehr mit Behinderten beschäftigen wollte. Nach dem Praktikum war ich allerdings noch unschlüssig, ob die Heilerziehungspflege wirklich das Richtige für mich ist. Deshalb begleitete ich einen Bekannten, der eine Gruppe leitet, um mich mit den Behinderten vertrauter zu machen. Es gefiel mir schließlich so gut, dass ich aufs Abitur verzichtete und mit meinem Vorpraktikum begann.
Ist es für Sie auch eine psychische Belastung?
Baier: Manchmal schon. Wenn man so einen Beruf hat, sollte man damit allerdings umgehen können und zuhause einfach abschalten.
Würde es Ihnen schwer fallen, den Beruf aufzugeben und etwas anderes zu beginnen?
Baier: Ja. Obwohl ich sagen muss, dass es bestimmt noch andere Berufe gibt, die mich interessieren würden. Aber im Moment möchte ich nichts anderes beginnen.
Wie reagieren andere Leute darauf, wenn sie erfahren, dass Sie Heilerziehungspflegerin sind?
Baier: Viele sagen »Oh Gott, so etwas könnte ich nie«. Man wird bewundert, weil man zu so etwas in der Lage ist. Dieser Beruf ist nicht für jeden geeignet. Viele verstehen es auch nicht, weil ich auch an den Wochenenden arbeiten muss. Aber mein Beruf hat auch Vorteile - weil man sich einfach mal freinehmen kann, dafür aber am Wochenende arbeiten muss.
Können Sie sich vorstellen, Ihr gesamtes Berufsleben als Heilerziehungspflegerin zu bestreiten?
Baier: Es könnte durchaus sein, dass ich mich im Laufe der Jahre noch weiterbilde. Aber selbst dann wird es auf jeden Fall etwas sein, das mit Behinderten zu tun hat.
Gibt es in Mariaberg auch schwierige Fälle, mit denen Sie kaum zurechtkommen?
Baier: Die schwierigen Fälle sind nur die starken Verhaltensauffälligkeiten. Ich habe im Grunde keine andere Wahl als mich durchzusetzen, weil in meiner Gruppe die Behinderten sind, mit denen andere nicht zurechtkommen. Man weiß noch nicht, ob Intensivgruppen wie die meine weiterhin bestehen werden, weil der Landeswohlfahrtverband im kommenden Jahr aufgelöst wird. Er finanzierte bislang die Intensivgruppen. (ZmS)
Alev Ince und Michelle Walz, Realschule Gammertingen, Klasse 8b