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Aktuell INTERVIEW

In acht oder neun Jahren zum Abi?

BAD URACH. Acht Jahre nach der Einführung des Turbo-Abis wird immer noch über das Für und Wider von G 8 diskutiert. Das Uracher Graf-Eberhard-Gymnasium (GEG) hat sich beim Kultusministerium um die Einführung eines parallelen G-9-Zugs beworben - im ersten Anlauf vergeblich. Die ZmS-Reporter Matthias Haas (Klasse 9 b) und Julian Kleih (Klasse 9 d) vom GEG haben sich zu diesem Thema mit Friedemann Schlumerger, dem Rektor des Uracher Gymnasiums, mit Rainer Kazmaier, dem Leiter der Kreissparkasse Dettingen, und mit Leonie Seiffer, Auszubildende im ersten Lehrjahr bei der Kreissparkasse zur Finanzassistentin, unterhalten.

ZmS: Welche Möglichkeiten gibt es nach dem Abitur, Herr Schlumberger?

Friedemann Schlumberger: Mit dem Abitur stehen einem alle Möglichkeiten offen. Das ist im Übrigen das Ziel des Gymnasiums. Schüler mit Abitur können an Universitäten, Fachhochschulen oder dualen Hochschulen studieren, sie können aber auch qualifizierte Ausbildungsberufe anstreben.

»Das Ziel, ein Jahr früher Abi zu haben und Geld zu verdienen, war immer ein kleiner Anreiz«
Welche Argumente waren ausschlaggebend, dass sich das GEG darum bemühte, parallel zu G 8 auch G 9 anzubieten?

Schlumberger: Wir verfügen jetzt über insgesamt acht Jahre Erfahrung mit G 8. Dieses G 8 ist ein gutes Angebot für einen Teil unserer Schüler, aber G 9 ist für den anderen Teil das bessere Angebot. G 9 ist nicht einfacher, aber man hat mehr Zeit, eigene Schwerpunkte zu setzen, beispielsweise in Sport und Musik. Es ermöglicht vertieftes Lernen und nimmt etwas Druck weg. Für Jungen ist das G 9 oft besser, da langjährige Beobachtungen zeigen, dass besonders in der Mittelstufe die Schere zwischen den Jungen und Mädchen immer weiter aufgeht, die Jungen im 13. Schuljahr aber wieder aufholen können.

Was hat sich im Vergleich zu vor 20 Jahren konkret am Gymnasium verändert?

Schlumberger: Vieles. Es gibt neue Fächer wie zum Beispiel Spanisch, NWT und Wirtschaft. Neue Medien spielen eine viel wichtigere Rolle, die Fähigkeit, Sachverhalte zu präsentieren, hat sich erheblich verbessert.

Was ist für Sie für einen guten Schüler wichtig, was wollen sie als Schulleiter in der Schule beibringen im Hinblick auf spätere Wege?

Schlumberger: Natürlich ist das Abiturzeugnis ein Kriterium für das, was man in der Schule gelernt hat. Vor allem aber kommt es aber darauf an, denken zu können und fähig zu sein, sich eine eigene sachlich begründete Meinung zu bilden und Verantwortung in der Gesellschaft zu übernehmen. Deshalb empfehle ich immer, in der SMV mitzuarbeiten. Auch AGs (Theater, Musik, Sport, Elektronik) sind eine tolle Ergänzung zum Unterricht.

Was finden Sie besser: G 8 oder G 9 ?

Schlumberger: Diese Frage ist so nicht richtig gestellt. Für manche Schüler ist G 8 besser, da sie sich sonst langweilen, aber für die Mehrzahl halte ich G 9 für geeigneter, da es mehr Möglichkeiten bietet. Wenn ich mich für einen Weg entscheiden müsste, würde ich deshalb wohl das G 9 wählen.

Frau Seiffer, was halten Sie von G 8 beziehungsweise G 9? Was ist für Sie das bessere Schulsystem?

Leonie Seiffer: Also, ich habe selber G 8 gemacht. Ich fand es relativ stressig, weil viel Stoff in kurzer Zeit zusammengefasst werden musste. Und wenn man dann auch noch jünger ist und auch jünger aus der Schule rauskommt, weiß man eher noch nicht, was man hinterher machen soll. Ich hätte immer gern G 9 gemacht.

Wie haben Sie sich in der Schule motiviert, weil es ja auch viele Kritikpunkte gibt, wie zum Beispiel wenig Freizeit?

Seiffer: Vor allem haben mich meine Eltern motiviert. Aber einfach das Ziel, ein Jahr früher fertig zu sein, Abi zu haben und ein Jahr früher Geld zu verdienen oder eine Ausbildung zu machen, war schon immer ein kleiner Anreiz.

»Nicht nur Zeugnisse sind uns wichtig. Junge Leute brauchen auch soziale Kompetenzen«
Was raten Sie Schülern, damit sie bessere Chancen auf einen Beruf bekommen? AGs zum Beispiel?

Seiffer: AGs kommen bei Arbeitgebern immer gut an, ebenso ehrenamtliche Tätigkeiten, etwa in Vereinen. Das braucht man auch für sich selber, um vom Lernen und der Schule abschalten zu können. Man kann beispielsweise auch einfach einmal in verschiedene Bereiche - in Vereinen zum Beispiel- reinschnuppern, vielleicht lernt man da ganz neue eigene Interessen kennen.

Und wie war es bei Ihnen mit der Jobsuche mit dem Doppeljahrgang?

Seiffer: Es hieß schon immer, dass die Plätze knapp werden, aber bei uns haben eigentlich die meisten eine Stelle gefunden. Am Schluss war es sogar eher so, dass die G 9-er noch nicht wussten, was sie machen wollen und wir G 8-er schon unsere Stellen sicher hatten.

Herr Kazmaier, braucht man irgendwie etwas Besonderes wie zum Beispiel gute Noten, um einen Arbeitsplatz zu bekommen? Und hat sich in diesem Bereich irgendetwas verändert?

Kazmaier: Generell gibt es keine Veränderungen zum Vorjahr. Grundsätzlich gilt jedoch: Alle Bewerber für die Ausbildungsgänge durchlaufen bei der Kreissparkasse Reutlingen nach einer Auswertung des Bewerberprofils einen Einstellungstest, an den sich ein Auswahlverfahren und schließlich ein persönliches Gespräch anschließt. Aber nicht nur Zeugnisse sind uns wichtig. Junge Leute brauchen auch soziale Kompetenzen und selbstverständlich das Interesse am Ausbildungsberuf.

Werden G 9-Schüler bevorzugt im Gegensatz zu G 8-Schülern?

Kazmaier: Nein.

Was hat sich für die Kreissparkasse im Hinblick auf G 8 verändert?

Kazmaier: Gar nichts. (ZmS)

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