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Aktuell INTERVIEW

Im Einklang mit der Natur

BAD URACH. Wer an Wald denkt, denkt zuerst an Tiere und Bäume: Natur. Das ist eine schöne Vorstellung. Was es sonst noch mit dem Wald im Landkreis Reutlingen auf sich hat, erklärt Forstbereichsleiter Alfred Krebs im ZmS-Interview mit Klara Kemmler, Myriam Holl, Marie Schelkle vom Graf-Eberhard-Gymnasium Bad Urach, Klasse 9b.

Ist die Arbeit als Förster anstrengend?

Krebs: Die Arbeit ist sehr interessant und sehr vielfältig, weil wir mit Menschen auf der einen Seite zu tun haben, also Waldarbeitern, Holzkäufern, dem Gemeinderat, dem Verschönerungsverein und so weiter, auf der anderen Seite mit Wald, Pflanzen, Bäumen, Tieren - allem, was da drin kreucht und fleucht, egal ob Borkenkäfer oder Pilze und natürlich auch jagdbare Tiere, also Rehe, Wildschweine und andere. Und ob die Arbeit anstrengend ist? Tja, nicht immer, aber manchmal schon.

War es früher im Wald schwieriger zu wirtschaften oder ist das jetzt einfacher?

Krebs: Man muss diese Frage vielleicht von verschiedenen Seiten aus sehen. Früher hatte man noch viel mehr Waldarbeiter und Waldarbeiterinnen im Wald beschäftigt. Sie wurden durch gezielte Rationalisierungsmaßnahmen ständig reduziert, und es werden heute immer mehr Maschinen eingesetzt. Das sind zum Beispiel Vollernter, also Maschinen, die die Bäume fällen, einschneiden und entasten können. Für die Steilhänge gibt es Seilkräne, die das Holz an die Fahrwege bringen. Diese schweren Arbeiten wurden früher von Menschen ausgeführt, insofern ist die Arbeit für den Menschen selber schon etwas erleichtert worden. Aber dadurch, dass wir heute auf alle möglichen Leute im Wald Rücksicht nehmen müssen - das fängt an bei Wanderern und hört auf beim Naturschützer - ist es schwieriger, die richtige Linie zu finden. Und die Ansprüche an den Wald steigen stetig weiter an.

Es gibt auch gerade immer mehr Bannwälder, also Wälder, die naturbelassen bleiben.

Krebs: In unserer Region ist vor vier Jahren das Biosphärengebiet Schwäbische Alb eingerichtet worden. Innerhalb des Biosphärengebiets sind die sogenannten Kernzonen ausgewiesen, die Bannwäldern gleichzusetzen sind. In diesen Wäldern wollen und dürfen wir keine Forstwirtschaft mehr betreiben - sie müssen naturbelassen bleiben. Die Entnahme von Holz ist also ausgeschlossen.

Haben Sie keine Angst, dass Käfer oder andere Schädlinge kommen und die Bannwälder kaputtmachen könnten?

Krebs: Wir haben versucht, diese Bannwälder nicht in Fichtenwäldern einzurichten, wo es die Borkenkäfer gibt, sondern in naturnahen Buchenwäldern. Am Albtrauf, bei den Nägelesfelsen, befindet sich zum Beispiel ein bereits im Jahr 1920 eingerichteter Bannwald, der bisher nicht unter irgendwelchen Schädlingen gelitten hat. Insofern haben wir eigentlich weniger Angst davor.

Wie stehen Sie den Bannwäldern gegenüber?

Krebs: Ich finde, dass es langfristig gute Lehr- und Lernobjekte sind. In fünfzig oder hundert Jahren können wir sehen, wie die Natur aussieht, ohne dass wir Menschen eingreifen und was sie selber mit und aus sich machen kann. Ich bin also gegenüber den Kernzonen und Bannwäldern nicht so kritisch, auch weil wir, wie gesagt, diese Wälder in naturnahen Waldbeständen ausgesucht haben, also nicht in von Fichten geprägten Wäldern. Außerdem leisten Bannwälder einen bedeutenden Beitrag zum Natur- und Artenschutz.

Zum Schluss meinte Herr Krebs noch, dass er sehr froh ist, den Forstberuf gewählt zu haben, weil er so vielfältig ist und man so viel draußen sein kann. Aber auch die Kombination zwischen Natur und Menschen, die täglich erlebt wird, und natürlich auch die Unterschiede der Jahreszeiten gefallen ihm gut.

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