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»Hip-Hop ist eine sozial engagierte Kultur«

STUTTGART. Am 25. Oktober fand im Stuttgarter »alten Zollamt« eine Veranstaltung der besonderen Art statt: Über 90 Rapper aus ganz Deutschland und darüber hinaus rappten unter dem Namen »Beatz for Peace« für den Frieden. Am Ende stand ein ziemlich wahrscheinlicher Eintrag in Guinnessbuch der Rekorde.

Auf den ersten Blick scheinen die abgelegenen roten Backsteinindustriegebäude in Bad Cannstatt nicht gerade als geeigneter Ort für ein besonderes Hip- Hop-Event - nämlich für einen Weltrekordversuch. Dessen Ziel war es ein Livetrack zu produzieren, an dem sich so viele Rapper beteiligten wie nur möglich.

Im Inneren des »alten Zollamts« zieht einen sofort die eigene, aber sehr angenehm freundliche und friedvolle Atmosphäre dieser Hip-Hop-Szene in ihren Bann. »Diese Aktion steht im Gegensatz zu dem in den Medien stärker vertretenen Battle- und Representer-Hip-Hop. Sie hebt Vorurteile gegenüber unserer Hip-Hop-Szene auf und setzt ein Zeichen für den Frieden«, so Uwe Schiefer von der Kölner United Hip-Hop-Crew.

Diese Meinung vertritt fast jeder der in Cannstadt anzutreffenden Rapper, und das ist auch das Ziel des Organisators von »Beatz for Peace«, Elvis Susmeg aus Hechingen: »Wir wollen mit «Beatz for Peace» ein Zusammengehörigkeitsgefühl schaffen, das Bild vom Hip-Hop in den Medien verändern und wieder in den Vordergrund stellen, dass Hip-Hop eine Kultur ist, die sozial engagiert, gegen Rassismus ist und für Menschen, die vielleicht nicht in unser Philosophiegefüge passen. Eine Kultur, die auf jeden Fall für den Frieden auf dieser Welt steht.«

Und mit diesen Worten und nach einigen Verzögerungen und längerem Warten auf die Stuttgarter Versboxcrew, die den Refrain produzierte und deren DJs Mad Skill aka Roland Mohr und Gambit aka Wolfgang Spohn, den Rekordversuch an den Plattentellern akustisch unterlegten, konnte es am Nachmittag des 25. Oktober endlich losgehen. Die begeisterten Zuhörer kamen in den Genuss von politischen Texten und Statements für den Frieden.

Doch nach den ersten zwanzig Rapper ging's aufgrund einiger Pannen noch einmal von vorn los. Die von ursprünglich 190 angemeldeten noch 97 übriggebliebenen MCs legten los und brachten in ihren Vierzeilern vergangene, aber auch aktuelle Friedensverletzungen und soziale Missstände zum Ausdruck.

Themen wie Hiroshima, der Zweite Weltkrieg, die Situation im Irak, aber auch die aktuellen politischen Probleme in Deutschland kamen darin zur Sprache. »Anderen Menschen durch so eine Aktion mit Musik zu helfen und dabei auch noch Spaß zu haben, ist eine gute Sache«, so Patrick Vespermann und Jean-Pascal Stövel aus Hausach und Köln, beide Teilnehmer.

Über die Veranstaltung wird sich auch sicher der »Schutzengel e.V« gefreut haben, an den ein Teil des Erlöses der »Beatz for Peace«- und After-Show-Party geht und der für ein bosnisches Kinderheim eingesetzt wird. An Infoständen informierte der Verein über seine Arbeit, und auch die Stuttgarter und Tübinger Greenpeacejugend waren mit dabei und sammelten kräftig Unterschriften für ihre Kampagnen.

Die After-show Party begann gegen 22 Uhr, und dort bekamen noch einige der an »Beatz for Peace« beteiligten Gruppen die Möglichkeit, aufzutreten und ihr Können unter Beweis zu stellen. Leider gab es auch dort noch einige Probleme mit Räumlichkeiten und Türstehern, so dass nicht alles reibungslos ablief.

Doch der Organisator und Gründer der »Beatz for Peace«-Aktion, Elvis Susmeg, war am Ende sichtlich erleichtert: »Ich möchte euch allen danken, dass ihr so zahlreich da gewesen seid. Ich habe über ein Jahr für heute gearbeitet und viele schlaflose Nächte erlebt. Ich bin einfach begeistert. Wenn es mehr so junge Leute wie euch geben würde, dann würde sie Welt anders aussehen.«

Am Ende standen nicht nur ein zu Tränen gerührter Organisator, sondern auch viele begeisterte Teilnehmer und Zuschauer auf und vor der Bühne.

Auch für die Zukunft hat Elvis Susmeg schon viele Pläne. So ist beispielsweise die Gründung eines »Beatz for Peace«-Plattenlabels angedacht sowie die Veranstaltung weiterer »Beatz for peace«-Parties und -Konzerte. Außerdem soll ein Buch mit »Friedenstexten« herausgebracht werden, und auch das Theaterstück rund um das Tübinger »New-Noise-Soundsystem« soll ausgebaut werden, in dem die Beteiligten zum Ausdruck bringen, was ihnen Hip-Hop bedeutet.

Alles in allem war dieser Tag ein gelungener und gebührender Abschluss für Organisator Elvis Susmeg, seine Helfer und für die Rapper, die alle eine Botschaft hatten und haben: Frieden! (ZmS) Judith Roth und Teresa Ruisinger, Quenstedt-Gymnasium Mössingen, Klasse 10c