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Aktuell ZmS-Promi-Interview

Handicap und trotzdem erfolgreich

REUTLINGEN. Trotz schlechten Wetters war der große Saal der Volkshochschule in Reutlingen gefüllt. Mario Galla ist extra um 0 Uhr in Hamburg in den Zug gestiegen und zu uns nach Reutlingen gereist, um ein Interview zu geben. Mario war sehr locker und sehr aufgeschlossen. Er berichtete uns von seiner Model-Karriere und seinem Privatleben.

Ein gefragter Mann: Mario Galla  Foto: Fink
Ein gefragter Mann: Mario Galla Foto: Fink
Ein gefragter Mann: Mario Galla Foto: Fink
Trotz seines Handicaps geht er seinen Weg. Er lässt sich nicht von Meinungen anderer beeinflussen und ist sehr selbstbewusst. Schon als er drei oder vier Jahre alt war, bekam er seine Beinprothese, da das rechte Bein aufhörte zu wachsen. Das liegt an einem Gendefekt.

In der Schule wurde er selten gehänselt. Wenn es doch einmal vorkam, hatte er sehr gute Freunde, die ihm beistanden und ihn schützten. Im Sportunterricht schränkte die Prothese ihn kaum ein. Er ist ein sehr guter Sportler und hatte im Sportunterricht trotz Handicap eine Eins.

Vom Imbissbesitzer entdeckt

Mit 21 Jahren wurde er von einem Imbissbesitzer entdeckt, als er einen Burger bestellte. Er wollte es erst gar nicht glauben und dachte, er werde veräppelt. Seine Telefonnummer ließ er dennoch da. Es war kein Fehler, wie sich zwei Tage später herausstellte.

Seine jetzige Modelagentur rief ihn an, lud ihn zu einem Vorstellungsgespräch ein - und es klappte. Mario wurde von Anfang an oft gebucht. Öfter im Ausland - zum Beispiel in London und Paris - als in Deutschland. Durch seinen Beruf lernte er viele neue Leute kennen. Mit einigen davon hat er Freundschaft geschlossen. Leider gibt es auch Neider in diesem Business. Dennoch ist Model kein sicherer Beruf, der ein festes Einkommen garantiert. Es gab schon Zeiten, als Mario Galla zwei, drei Monate keine Aufträge mehr bekam.

Mario studiert Medienwissenschaften und will im Anschluss seines Studiums zurück zum Norddeutschen Rundfunk, wo er schon seine Ausbildung zum Kaufmann für Bürokommunikation machte. Das Modeln sieht er als Nebenjob, mit dem er vor allem sein Studium finanziert. Mario ist seit fünf Jahren vergeben, er lebt mit seiner Freundin zusammen und hat Zukunftspläne mit ihr.

Er ist ein sehr familiärer Mensch. Mario wuchs bei seiner Mutter auf, die für ihn ein Vorbild ist. Er hat noch einen 13-jährigen Halbbruder, der bei seinem Vater lebt. Er hat ein sehr gutes Verhältnis zu ihm.

Mario ist nicht sehr eitel und findet, dass er gar nicht der Schönste ist. Er arbeitet für Magazine und läuft auch auf dem Laufsteg. Im Juli lief er in kurzen Hosen über den Laufsteg - also sah man seine Prothese. Das war eine Sensation, weil er eben nicht so perfekt ist, wie man sich ein Model vorstellt. Die ganze Welt konnte nun seine Carbonprothese sehen, in der er im Spitzfuß drinsteht.

Mario ist jetzt 25 Jahre alt und schaltet einen Gang zurück, da er mehr Zeit für sein Studium braucht; er modelt nur noch an Wochenenden. Mario freut sich sehr auf die Weihnachtszeit, weil es das Fest der Familie ist. Er freut sich auch auf den Schnee, da er trotz seiner Behinderung gerne Snowboard fährt. Er achtet nicht sehr auf seine Figur und isst gerne Fast Food - aber zwei Wochen vor einem Fotoshooting betreibt er intensiver Sport und ernährt sich gesünder.

Zum Schluss des Interviews lief Mario noch für uns: Man merkte kaum, dass er eine Behinderung hat. Er ist ein ganz normaler junger Mann mit einem Handicap. (ZmS)

Demian Höhn, Kerschensteiner Schule, Reutlingen, Klasse BEJ 2