TÜBINGEN. Für den 45 Jahre alten Olaf Schönborn gehört Musik zum Leben. Nach dem Abitur studierte er an der Tübinger Eberhard-Karls-Universität Englisch und Geografie. Danach begann er sein Musikstudium - zuerst ein Jahr lang in Phoenix/Arizona, dann noch mal vier Jahre in Mannheim. Dort wohnt der Vater eines sieben Jahre alten Sohnes auch. ZmS-Reporter Konstantin Grabowski traf den Jazzmusiker nach einem seiner Konzerte.
ZmS: Wie bist Du darauf gekommen, hauptberuflich Jazz zu machen?
Olaf Schönborn: Das war gar nicht geplant. Während meines ersten Studiums habe ich immer Musik gemacht und in immer mehr Bands gespielt. Viele meiner zumeist jüngeren Bandkollegen fingen dann irgendwann an, Musik zu studieren, da dachte ich 'Versuch's doch einfach auch mal'.
Du spielst Saxofon. Gibt es noch andere Instrumente, die Du gerne spielst?
Schönborn: Gitarre und Piano - obwohl ich beides nicht wirklich kann.
Was war denn Dein erstes Instrument?
Schönborn: Die Stimme. Ich war als kleines Kind schon im Chor. Danach kam die Flöte. Vor allem die Altflöte fand ich als Kind super.
Wie viele Konzerte gibst Du denn im Jahr?
Schönborn: Hundert bis hundertfünfzig Konzerte pro Jahr sind es schon.
Wie lange brauchst Du, um Deine Stücke für ein Konzert auswendig zu lernen?
Schönborn: Das kommt auf das Stück an. Sehr oft spielen wir auch nach Noten, und nur die Improvisation ist auswendig. Ansonsten brauche ich vielleicht zwei Tage für ein Stück.
Wie oft übst Du am Tag?
Schönborn: (lacht) Viel zu selten. Vielleicht eine Stunde pro Tag.
Bist Du vor einem Konzert eigentlich aufgeregt?
Schönborn: Nicht mehr so sehr wie früher. Nur bei besonderen Konzerten, etwa dem mit dem Stepptänzer, bin ich noch nervös.
Komponierst Du Deine Stücke selbst?
Schönborn: Ich habe eine CD gemacht mit meinen eigenen Liedern (»Radio Jazz«). Aber meist spiele ich Lieder von anderen.
Hast Du denn auch eingefleischte Fans, die Dir hinterher reisen?
Schönborn: Nicht direkt hinterher reisen. Aber es gibt schon Fans, die immer wieder an ganz verschiedene Orte kommen, um mich zu hören.
Und als Abschlussfrage: Man sagt ja immer, dass Musiker Groupies haben. Trifft das auch auf Dich zu?
Schönborn: (lacht) Leider nicht genug! Im Ernst: Richtige Groupies gibt's glaub ich eher bei Rock- und Popmusik. Dennoch habe ich meine Ex-Frau und auch meine jetzige Freundin bei Konzerten kennengelernt. Insofern hilft mir die Musik wahrscheinlich schon, ein wenig aufzufallen. Das Schwierige ist, eine Beziehung als Berufsmusiker aufrechtzuerhalten, weil man halt doch viel unterwegs ist - vor allem abends, nachts und am Wochenende. Wenn die Partnerin dann auch noch berufstätig ist, sieht man sich quasi überhaupt nicht mehr. (ZmS)
Konstantin Grabowski, BZN-Gymnasium, Klasse 9 a