Das Papier sieht vor allem ein Ausbau der Kontrollsysteme (unter anderem an den Stadioneingängen), eine Verschärfung der Stadionverbotsrichtlinien (zum Beispiel diverse Fan-Utensilien und die jetzt schon verbotene Pyrotechnik) und die vermehrte Weitergabe persönlicher Daten durch die Polizei an die Vereine vor. Der DFL fordert die Vereine der ersten und zweiten Bundesliga auf, eine Fanvereinbarung zu unterschreiben, die vorsieht, dass der Verein sich zu Gewaltfreiheit und Gewaltverzicht, sowie dem Verbot von pyrotechnischen Gegenständen ausspricht. Die Fans haben sich natürlich an die Stadionordnung zu halten.
Beim Oktoberfest passiert mehr
Sollte es einen Verstoß gegen diese Fanvereinbarung geben, hält der DFL einen ganzen Katalog von Verboten bereit, dessen Inhalt gleich eine ganze Palette von Strafmaßnahmen vorsieht. Diese reichen vom Verbot von Blockfahnen, über das Verbot zum Verkauf von Eintrittskarten an Mitglieder eines Fanclubs sowie die Abschaffung von Gästetickets und höhere Geldstrafen - bis hin zur Drohung, die Stehplätze abzuschaffen.Das alles für noch höhere Sicherheit im Stadion? Man könnte die Stadien schon fast als einen »Ort der Sicherheit« bezeichnen. Die Statistik belegt: In der Saison 2010/11 gab es in deutschen Stadien insgesamt 846 Verletzte. Die gesamte Besucherzahl dieser Spiele betrug 17,6 Millionen Zuschauer. Das heißt, dass gerade einmal 0,005 Prozent aller Stadionbesucher der Profi-Ligen etwas zugestoßen ist. Im Vergleich dazu sind allein an einem normalen Tag auf dem Münchner Oktoberfest mehr Verletzte zu beklagen.
Ein Verein kann von seinen Fans getragen werden, Fans können die Mannschaft zum Sieg bringen. Sollten die Stehplätze abgeschafft werden, geht dies vor allem auf Kosten Jugendlicher und nicht sehr wohlhabender Menschen, die sich die teureren Sitzplätze nicht leisten können. Im Sitzen kann nicht eine solche Stimmung aufkommen.
Der Maßnahmenkatalog des DFL sieht auch stärkere Kontrollen im Bereich des Stadioneingangs vor - beispielsweise dem Entkleiden in Boxen vor dem Eingang. Unserer Meinung nach wäre diese Maßnahme überhaupt nicht nötig, wenn das Sicherheitspersonal am Stadioneingang jeden Besucher kontrolliert und dabei keine Lücken lässt.
Der Aufschrei der Fans und Fußballfreunde kommt also nicht aus dem Nichts. Die Ultraszene hat ihre Gründe, weswegen sie nach Bekanntgabe der DFL-Pläne lautstark protestiert. Sie fordern ihren Verein auf, die geplanten Maßnahmen abzulehnen.
Der VfB Stuttgart hat sich gegen diese Maßnahme entschieden, nachdem sie auch der Fanausschuss abgelehnt hat. Nicht nur der VfB, sondern auch zahlreiche andere Vereine wie der VfL Wolfsburg oder Hannover 96 haben abgelehnt. Einige Vereine wie der FC Bayern München, Schalke 04 oder Borussia Dortmund haben jedoch zugestimmt.
Absage an Gewalt im Stadion
Die Meinungen gehen zu diesem Thema weit auseinander. De facto ist der Stadionbesuch heute aber nicht gefährlicher als vor fünf, zehn oder dreißig Jahren. Es gehen sogar immer mehr Familien mit Kindern ins Stadion. Mittlerweile haben sich auch im Internet viele Gruppen gebildet, die gegen die Maßnahmen des DFL vorgehen möchten. Darunter ist die Internetseite www.ich-fuehl-mich-sicher.de, die ein Zeichen gegen die Maßnahmenvorschläge und realitätsfernen Angstszenarien setzen will. Auf dieser Seite haben sich schon über 60 000 Leute eingetragen, die sich in den deutschen Stadien sicher fühlen und auch ein Zeichen setzen wollen.Zum Ende möchten wir betonen, dass auch wir gegen jegliche Gewalt im Stadion sind. Wenn aber 50 000 Menschen an einem Ort sind, kann nicht ausgeschlossen werden, dass es Verletzte gibt - auch ohne Ausschreitungen. Wir selbst haben in der Fankurve des VfB Stuttgarts eine Dauerkarte und haben in dieser Saison noch keine Gewaltszenarien verfolgen können.
Fazit: Wir sind gegen Gewalt, sind aber der Meinung, dass ein noch höheres Sicherheitsgebot in den Stadien den Fußball, wie wir ihn kennen, gefährden kann. (ZmS)
www.ich-fuehl-mich-sicher.de
Friedemann Zaiser und Jan Schmidgall, Graf-Eberhard-Gymnasium, Bad Urach, Klasse 10 c
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