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Fair Trade – was steckt dahinter?

REUTLINGEN. Gerechte Löhne, Umweltschutz, gute Arbeitsbedingungen und der Ausschluss von Kinderarbeit. Das sind die wichtigsten Aspekte, wenn es um Fair Trade (auf deutsch gerechter Handel) geht. Zu diesem Thema haben wir Kirsten Levene aus dem Weltladen in Reutlingen, der seit über 20 Jahren ausschließlich fair gehandelte Produkte verkauft, interviewt.

Die Idee zum Laden entstand in den 1980er-Jahren, als damals der »Ökumenische Arbeitskreis Dritte Welt« beschloss, die Menschen in ärmeren Ländern nicht nur durch einmalige Spenden, sondern durch den Verkauf ihrer eigenen Produkte nachhaltig zu unterstützen. Denn die Rohstoffe und die handwerklichen Fähigkeiten waren dort ja schon vorhanden.

Zum Interview im Weltladen: ZmS-Reporterinnen Emma Schank und Janina Roth. FOTO: ZMS
Zum Interview im Weltladen: ZmS-Reporterinnen Emma Schank und Janina Roth. FOTO: ZMS
Zum Interview im Weltladen: ZmS-Reporterinnen Emma Schank und Janina Roth. FOTO: ZMS

Viele Länder produzieren fair

Auf die Frage, in welchen Ländern Fair-Trade-Produkte produziert werden, erfuhren wir, dass die Liste der Fair-Trade-Länder erstaunlich lang ist. Sie beginnt bei Ägypten, Bosnien, Burkina Faso, geht über Indien, Lateinamerika, Indonesien, Kambodscha, Kenia und endet bei Tansania oder Vietnam.

Zu unserer Frage, ob fairer Handel immer mehr zum Trend werde, meinte Kirsten Levene, dass auf jeden Fall ein Aufwärtstrend zu erkennen sei, es in Deutschland aber immer noch ziemlich wenig Leute gebe, die fair gehandelte Produkte kaufen. Zum Beispiel trinken nur drei bis fünf Prozent aller Deutschen fair gehandelten Kaffee. Im Sortiment des Weltladens ist Kaffee trotzdem das gefragteste Produkt. Interessant fanden wir beispielsweise auch, dass der Kaffee als Rohprodukt aus den Produktionsländern kommt und erst in Deutschland geröstet wird. Die deutschen Kaffeeimporteure sorgen dann erst dafür, dass der Kaffee so schmeckt, wie ihn die Deutschen gerne trinken.

Uns interessierte außerdem, ob der Weltladen eine bestimmte Zielgruppe in ihrem Laden habe oder ob es eine spezielle Gruppe von Personen gebe, die in ihrem Laden einkaufe.

Levene: »Bei uns kaufen die unterschiedlichsten Menschen ein, es sind aber grundsätzlich die Leute, die gerne mal etwas Neues ausprobieren, die Wert auf Umweltschutz und gute Qualität legen. Außerdem die Leute, die schon einmal in den Ländern des Südens waren und gesehen haben, wie schlimm die Zustände in den Produktionsländern sein können und sich deshalb vorgenommen haben, diesen Menschen die Chance zu geben, besser zu leben.«

Viele Menschen denken, dass Fair-Trade-Produkte um einiges teurer sind als nicht fair gehandelte. Dazu meinte Kirsten Levene, dass es von Produkt zu Produkt unterschiedlich sein kann. Zum Beispiel bezahlt man für eine hochwertige Schokolade genau so viel wie für die Schokolade aus dem Weltladen. Natürlich werden die Produkte etwas teurer, da die Arbeiter ja mehr Geld bekommen. Das ist aber nicht der größte Kostenanteil, erklärte sie. Es liege auch an den geringen Mengen, denn je kleiner die Menge, desto höher die Produktionskosten.

Nun wollten wir noch wissen, wem fairer Handel überhaupt zugutekommt und bekamen als Antwort, dass in erster Linie die Bauern mehr Lohn bekommen, aber von dem zusätzlichen Geld erhält außerdem auch die Kooperative einen Zuschuss, um damit dann zum Beispiel Maschinen und Fahrzeuge zu bezahlen. Dieser Zuschuss ist mengenunabhängig. Oft wird davon auch eine Schule gebaut oder Lehrer bezahlt.

Nur Fair Trade geht nicht

Zum Schluss interessierte uns noch, ob es möglich sei, nur von fair gehandelten Produkten zu leben. »Ausschließlich geht das leider gar nicht«, antwortete Kirsten Levene. Trotzdem erwähnte sie einen Mann, der sich im Selbstversuch ein paar Wochen ausschließlich von Fair-Trade-Produkten ernährte. Persönlich achte sie natürlich sehr darauf und kaufe ihren Tee, Kaffee und ihre Schokolade ausschließlich aus fairem Handel.

Und wenn Sie mehr darüber wissen wollen, wem Fair Trade zugute kommt, finden Sie weitere Informationen dazu auf der Internetseite der GEPA. (ZmS)

Emma Schank und Janina Roth, BZN-Gymnasium, Klasse 9b