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Aktuell Biorhythmus

Eulen und Lerchen im Klassenzimmer

Morgens immer müde, abends hellwach? Die innere Uhr kann man leider nicht einfach so umstellen

Nein, das ist keine Szene aus »Fack ju Göhte«, sondern eine aus einem echten Klassenzimmer: Eulen und Lerchen gleichermaßen gere
Nein, das ist keine Szene aus »Fack ju Göhte«, sondern eine aus einem echten Klassenzimmer: Eulen und Lerchen gleichermaßen gerecht zu werden, ist nicht einfach. FOTO: ZMS
Nein, das ist keine Szene aus »Fack ju Göhte«, sondern eine aus einem echten Klassenzimmer: Eulen und Lerchen gleichermaßen gerecht zu werden, ist nicht einfach. FOTO: ZMS

METZINGEN. Der frühe Vogel fängt den Wurm. Oder doch nicht? Der Schlafrhythmus und die innere Uhr ticken bei jedem anders. Wir haben uns mit der Frage beschäftigt, wie sich die verschiedenen Schlaftypen voneinander unterscheiden. Viele Schüler sitzen müde, gähnend und unmotiviert im Unterricht und vor ihren Hausaufgaben. Der Grund dafür ist häufig der frühe Schulbeginn. Das sind die Anzeichen dafür, dass sie zum Chronotyp Eule gehören. Das bedeutet: Sie gehen abends erst spät ins Bett und stehen morgens lieber spät auf.

Das Gegenteil der Eulen sind die Lerchen. Diese gehen abends früh ins Bett und brauchen morgens nicht viel Schlaf. Wissenschaftler haben diese beiden extremen Schlaf-Wach-Varianten nach diesen Vogelarten benannt. Keiner kann seinen Schlafrhythmus selber bestimmen, denn dafür sorgt bei jedem Einzelnen die genetisch veranlagte innere Uhr. Das nennt man Chronobiologie.

Schlaf ist vom Alter abhängig

Dass dies ein sehr wichtiges Thema ist, sieht man auch daran, dass im Jahr 2017 ein Nobelpreis auf diesem Gebiet an die Forscher Jeffrey C. Hall und Michael Rosbash überreicht wurde. Die Chronobiologie ändert sich im Laufe des Lebens eines Menschen. Kinder zwischen fünf und acht Jahren brauchen mehr Schlaf als Erwachsene über 40 Jahre. Diese kommen wiederum mit weniger Schlaf aus als Jugendliche in der Pubertät. Mediziner sagen, dass Jugendliche zwischen zehn und 16 Jahren ungefähr sieben bis zehn Stunden Schlaf brauchen. Bei einer Umfrage in einer neunten Schulklasse am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium in Metzingen ergab sich Folgendes: Der Unterschied zwischen den Jungen und Mädchen ist dort sehr gering. Jedoch konnte man feststellen, dass es deutlich mehr Eulen als Lerchen gibt, denn in der Klasse waren 61,53 Prozent der Befragten Eulen und dagegen nur 38,47 Prozent Lerchen. Eine allgemeine Statistik zeigt, dass viele Menschen allerdings keinem der beiden extremen Chronotypen angehören. Sie sind weder eine Lerche noch eine Eule. Die Studie »Munich Chrono Type Questionnaire« aus dem Jahr 2006 kommt anhand der Chronobiologie zu dem Schluss, dass der Schulbeginn an weiterführenden Schulen um acht Uhr oder früher nicht geeignet ist, da die meisten Schüler zu müde sind und nicht ihre volle Leistung bringen können.

Späteren Schulbeginn testen

Deshalb wurde ein späterer Schulbeginn an vielen Schulen vorgeschlagen und an manchen Schulen auch umgesetzt – wie beispielsweise in der Metzinger Grundschule. Aber ob dies für alle Schüler sinnvoll ist, wird noch spekuliert. Die Schule kann nicht zu zwei unterschiedlichen Zeiten beginnen, deshalb muss der Chronotyp Eule zusammen mit dem Chronotyp Lerche in die Schule gehen. Man könnte jedoch überlegen, ob es Sinn machen würde, eine Früharbeitsstunde in der Schule einzuführen. Dann könnten die Lerchen trotz späterem Schulbeginn früher als die Eulen in die Schule kommen, um zu lernen und ihre Hausaufgaben zu machen. (ZmS)

Fabienne Defrancesco, Juliane Dimster und Luca Abel, Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium Metzingen, Klasse 9e