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Energie vom Acker hilft dem Klima

REUTLINGEN. Immer häufiger sieht man im Sommer ausgedehnte Raps- und Maisfelder in der Landschaft. Diese zwei Arten zählen zu den wichtigsten Energiepflanzen. Über 1,75 Millionen Hektar der Felder in Deutschland werden aktuell für den Anbau von Energiepflanzen verwendet. Dies entspricht ungefähr 17 Prozent der in Deutschland verfügbaren Ackerflächen.

Doch was genau sind denn nun Energiepflanzen? Energiepflanzen gehören zu den nachwachsenden Rohstoffen, von denen manche Arten wie Raps und Sonnenblumen auch auf Stilllegungsflächen angebaut werden dürfen. Sie werden ausschließlich für die energetische Nutzung verwendet. Sie liefern jedes Jahr neu und überall in Deutschland die nötige Biomasse für Wärme, Strom und Kraftstoffe - rund 4,3 Prozent des Primärenergiebedarfs.

Nachwachsende Rohstoffe

Heute werden rund 22 Prozent der Anbaufläche von Energiepflanzen zur Produktion der Biomasse genutzt, die in den Biogasanlagen verwendet wird. Auf diese Weise finden immer mehr Bauern eine wichtige zusätzliche Erwerbsquelle durch die Energiegewinnung mit Biogasanlagen.

Zurück zur eigentlichen Frage. Warum wird so viel Raps und Mais angebaut? Beide Pflanzenarten werden besonders häufig und in großen Mengen in Biogasanlagen verwendet. Besonders Mais ist aufgrund seiner hohen Ertragsfähigkeit, der bewährten Produktionstechnik und der relativ einfachen Konservierbarkeit ideal für die Verwertung in Biogasanlagen geeignet.

Bei den Gärungsprozessen in den Biogas-Anlagen wird lediglich die Kohlendioxid-Menge wieder freigesetzt, die zuvor beim Wachstum der Pflanzen der Atmosphäre entnommen wurde. Es kann also nahezu kohlendioxidneutral Energie produziert werden. Produziert werden bei dieser Energiegewinnungsart hauptsächlich Strom und Wärme, aber auch Gas als Erdgasersatz.

Minderung der Treibhausgase

Während es im Jahr 1999 nur etwa 850 Biogas-Anlagen in der Bundesrepublik Deutschland gab, stieg die Zahl bis Ende des Jahres 2006 auf 3 300, mit einer installierten elektrischen Gesamtleistung von etwa 950 Megawatt. Die Biogasanlage trägt damit wie die Wasserkraft-, Solar- und Windenergie einen wichtigen Teil zur Minderung der Treibhausgase bei.

Der Bau von Biogasanlagen wird vom Staat gefördert, um eine nachhaltige und sichere Energieversorgung durch die Erschließung einheimischer und erneuerbarer Energien voranzutreiben. So werden wir in Zukunft vielleicht weniger von Staaten mit fossilen Ressourcen abhängig sein und können uns so mit Energie, die wir aus eigenen Rohstoffen gewonnen haben, versorgen.

Risiken und Nebenwirkungen

Eigentlich sollte man meinen, dass dies also eine sehr umweltfreundliche Art der Energieproduktion ist, doch die kritischen Stimmen werden immer lauter. So können durch Störfälle von Anlagen Flüsse verschmutzt und Fische getötet werden. Auch kann die Biogasanlage zur Qual der Nachbarn werden, wenn der Bauer »geschlampt« und nicht sauber gearbeitet hat.

Besonders Umfüllaktionen und Geruchsemissionen durch den fehlerhaften Bau der Silos führen häufig zu Beschwerden von Anwohnern. Auch setzen viele Bauern vor allem auf Silomais zur Energiegewinnung, sodass der Maisanbau um Biogasanlagen stark zunimmt. Während früher ausgewogenere Fruchtfolgen auf den Feldern in unserer Nachbarschaft zu beobachten waren, wird heute auf immer mehr Feldern nur noch Mais angebaut.

Felder und Wiesen werden zur Ertragssteigerung häufiger und intensiver gedüngt, stillgelegte Flächen werden wieder umgebrochen. Die Landschaft »duftet« immer häufiger nach den Gärresten der Biogasanlagen und artenreiche Blumenwiesen werden immer eintöniger und verlieren ihre Blütenpracht.

Die gute fachliche Praxis

Daher fordern Ökoverbände immer häufiger die Einhaltung der »guten fachlichen Praxis« und die Beachtung der Standards in der Landwirtschaft wie Düngemittelverordnung und Wasserrahmenrichtlinie. Wichtig ist auch der Verzicht auf den Anbau von nicht heimischen Arten wie etwa das Sudangras, das bei uns bis zu fünf Meter hoch werden kann. Denn sonst wird sich zukünftig unsere Landschaft und damit auch die Vielfalt von Tier- und Pflanzenwelt stark verändern. (ZmS)



Leonie Oßwald, Bildungszentrum Nord-Gymnasium, Klasse 10