REUTLINGEN. Die »Flüchtlingskrise« ist momentan das beherrschende Thema in den Medien. Dabei ist es gar nicht so neu. Seit mehreren Jahren wohnen in Reutlingen Menschen aus fremden Ländern. Sie wurden dort verfolgt und mussten fliehen. Im Asylbewerberheim in der Carl-Zeiss-Straße sind viele von ihnen untergebracht. Sie warten dort, um zu erfahren, ob sie Asyl erhalten oder ob sie wieder in ihre Heimatländer abgeschoben werden.
Bei einem Praktikum habe ich eine Frau aus Afghanistan kennengelernt und mit ihr über ihr Leben gesprochen. Sie gehörte in Afghanistan zur Oberschicht und hatte ziemlich viel Geld. Außerdem setzte sie sich dort dafür ein, dass Mädchen die Schule besuchen durften, um dort lesen und schreiben zu lernen. Deswegen wollen die Taliban sie töten und nahmen sie gefangen. Ihr gelang jedoch die Flucht. Sie wollte mir nicht erzählen, was ihr in der Gefangenschaft angetan wurde.
Ihr Mann kam schon vor drei Jahren nach Deutschland. Er arbeitete so lange, bis er genug Geld hatte, um seine Frau und seine zwei Kinder zu sich zu holen. Nun leben Vater, Mutter und die Kinder in einem kleinen Zimmer im Asylheim in Betzingen. Auch wenn es dort nicht sehr angenehm ist. Es gibt nur ein Gemeinschaftsbad und eine gemeinsame Küche. Jeder Asylanbewerber hat ein Recht auf 4,5 Quadratmeter. Die Frau ist trotzdem in erster Linie froh, endlich in Sicherheit zu sein. Sie musste viel dafür aufgeben. Doch auch das Leben in Deutschland hat seine Nachteile. Die Frau kann noch nicht sehr gut deutsch sprechen und auf den Straßen werden ihr, sagt sie, oft komische Blicke zugeworfen, wegen ihres Kopftuchs. »Manchmal werde ich sogar als Terroristin bezeichnet. Das tut weh«, sagte sie mir. (ZmS)
Tabea Ballhausen, Friedrich-List-Gymnasium Reutlingen,
Klasse 9b