ZmS: Wo haben Sie angefangen, Fußball zu spielen?
Sven Schipplock: Ich habe mit fünf Jahren beim FC Engstingen angefangen, dort wohnte ich auch. Mein Vater war damals bis zur C-Jugend mein Trainer. Dann wechselte ich zum SSV Reutlingen und von dort zum TSV Sondelfingen. Später ging ich dann zum VfL Pfullingen, und von dort kehrte ich wieder zum SSV Reutlingen zurück.
Ist Fußball die schönste Nebensache für Sie?
Schipplock: Ja, für mich gibt es nichts Schöneres, als wenn man das Hobby zum Beruf machen kann. Ich glaube, jeder, der als Hobby Fußball spielt, träumt irgendwann einmal davon, in einem Stadion vor vielen Zuschauern zu spielen. Für mich ist es das Schönste, das mir passieren konnte.
Wie kommen Sie mit Ihrem Trainer und Ihren Teamkollegen zurecht?
Schipplock: Mit meinen Mitspielern komme ich gut zurecht, mit dem einen versteht man sich besser, mit dem anderen schlechter. Mit dem Trainerstab komme ich auch gut zurecht, so wie es ist, ist es eigentlich perfekt, denn es ist nicht selbstverständlich, dass man sich mit dem Trainerstab und den Teamkollegen so gut versteht. In Hoffenheim ist es momentan perfekt.
»Es gibt nichts Schöneres, als im ausverkauften Stadion vor den eigenen Fans zu spielen«Wie fühlen Sie sich, wenn Sie vor so einem großen Publikum spielen?
Schipplock: Ich denke, es hängt auch davon ab, wie lange man das schon macht. Am Anfang ist man unglaublich nervös, wenn man spielt. Man sieht die vielen Menschen im Stadion und weiß, dass noch Millionen vor dem Fernseher sitzen und es sofort mitbekommen, wenn du irgendeinen Fehler machst. Aber es macht viel Spaß, wenn man im ausverkauften Stadion und vor den eigenen Fans spielen darf – und ich denke, es gibt nichts Schöneres. Das Gefühl an sich kann man schlecht beschreiben. Man muss es selbst erleben, um es nachvollziehen zu können.
Mit wem verstehen Sie sich am besten?
Schipplock: Viel Zeit verbringe ich mit Fabian Johnson und Sejad Salihovic. Sie gehören zu meinen engeren Freunden.
Wie schaffen Sie es, Familie, Leben und Karriere unter einen Hut zu bekommen?
Schipplock: In meinem Fall ist es nicht so schwer, da ich bisher immer Vereine hatte, die es mir möglich machten, in der Nähe von meiner Familie und meinen Freunden zu wohnen. Dadurch kann ich sie regelmäßig besuchen. Unter der Woche trainiere ich von Montag bis Samstag, sodass wir am Sonntag freie Zeit haben. Ich fahre dann nach Hause und verbringe die Zeit mit meiner Familie und Freunden. Dies funktioniert bisher gut, man freut sich auf die Zeit mit seiner Familie und seinen Freunden.
Wie schaffen Sie es, nicht abzuheben?
Schipplock: Ich bin nicht der Typ dafür, abzuheben und allen zeigen zu müssen, wie viel Geld ich habe. Ich bin zu Hause so erzogen worden, dass ich immer bodenständig bin und dankbar dafür sein soll, was ich habe. Ich fahre auch ein schnelles Auto und gehe in einen schönen Urlaub, aber das macht jeder andere auch. Grundsätzlich bin ich eine bodenständige Person und versuche, das auch in Zukunft zu bleiben. Deswegen tut es auch gut, Familie und Freunde zu haben, die einen wieder auf den Boden holen, wenn man abzuheben droht. Es nicht ganz einfach, in diesem Beruf nicht abzuheben, da man viel Geld hat und die Leute mit einem anders umgehen. Manche bilden sich darauf etwas ein, aber mir ist es bisher gelungen, bodenständig zu bleiben.
Die Familie ist in dieser Situation also eine große Hilfe?
Schipplock: Ja, die Familie und die Freunde haben einen großen Anteil daran, bodenständig zu bleiben.
Was sagen Sie zum Phantom-Tor von Stephan Kießling?
Schipplock: Ich habe das selber davor nur im Fernsehen bei Bayern München mit Thomas Helmer mitbekommen. Aus meiner Sicht ist es bitter für unser Spiel, dass so ein Tor zählt und das Spiel nicht wiederholt wird. Es ist schwierig zu sagen, ob es richtig ist oder falsch ist, wie die Spieler reagiert haben. Ich behaupte, zwei oder drei Spieler von Leverkusen haben gesehen, dass der Ball am Tor vorbei gegangen ist, und haben nichts gesagt. Selber wüsste ich nicht, wie ich reagieren würde. Ich stand an der Außenlinie und meinte, dass der Ball vorbei gegangen ist – wie jeder in meiner Mannschaft. Doch dann dachten wir, dass wir nicht richtig hingesehen hatten. Man muss es so hinnehmen, es ist passiert und man kann es nicht ändern.
Was für eine Schule haben Sie besucht?
Schipplock: Ich war in der Wilhelm- Hauff-Realschule in Pfullingen. Dort habe ich 2005 meinen Realschulabschluss gemacht, nach der Schule habe ich eine Ausbildung zum Kaufmann im Groß- und Außenhandel gemacht und bin auf eine Berufsschule gegangen. Nach eineinhalb Jahren musste ich mich entscheiden, ob ich an der Berufsschule bleibe oder in Richtung Profifußballer gehe. Ich entschied mich, mich für die nächsten beiden Jahre auf Fußball zu konzentrieren – und falls das nicht funktioniert hätte, hätte ich an der Berufsschule weitermachen können.
Sind Sie gläubig? Glauben Sie, dass Sie jemand bei Ihren Spielen unterstützt?
Schipplock: Ja, ich bin gläubig aufgewachsen und in die Kirche mitgegangen. Ich glaube, dass es jemanden gibt, der einen Plan hat und dass die Dinge nicht nur durch Zufall entstehen. Ich bin froh darüber, dass mir jemand, gerade im Fußballgeschäft, beisteht und mich unterstützt.
»Ich denke, dass man sich bei Mario Gomez noch viel abschauen kann«Haben Sie ein Vorbild?
Schipplock: Früher habe ich mich an einigen Stürmern orientiert, jetzt sehe ich mir Spiele im Fernsehen an und beobachte manche Spieler, aber ein Vorbild habe ich nicht. Ich hatte ein Trikot von Jürgen Klinsmann, und Didier Drogba war auch mal mein Vorbild. Ich denke nach wie vor, dass man sich bei Mario Gomez noch viel abschauen kann.
Wir bedanken uns, dass Sie sich die Zeit genommen haben und wünschen Ihnen in Zukunft noch viel Erfolg. (ZmS)
Jonas Retter (Klasse 9d), Brian Mehmeti (9a) und Arndt Große (9a), BZN-Gymnasium Reutlingen