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Eine starke Leistung

Behindert - na und?! So selbstsicher zeigt sich die Rollstuhlfechterin Esther Weber-Kranz beim Interview. Als sie sich mit fünfzehn Jahren bei einem Autounfall die Halswirbelsäule brach, änderte sich ihr Leben schlagartig. Die sportbegeisterte Jugendliche ist von diesem Zeitpunkt an auf den Rollstuhl angewiesen. Sie verbrachte ein dreiviertel Jahr in einer Spezialklinik, in der sie lernte, sich selbst und somit den Rollstuhl zu akzeptieren.

Mit 17, also zwei Jahre nach dem Unfall, durfte sie vorzeitig den Führerschein machen, durch den sie wieder ein Stück Freiheit zurückgewann. Eine starke Leistung, schließlich musste sie sich erst dazu überwinden, wieder in ein Auto zu steigen. »Ich bin von Natur aus kein ängstlicher Mensch«, so die heute 35-Jährige. Durch ihre Willenskraft gelang es ihr auch, ihr Hobby, den Sport, weiter zu führen. Ihr Lebensmotto: »Nicht darüber nachdenken, was man nicht kann, sondern was man kann.«

Sportarten ausprobiert

Von Kugelstoßen, Rollstuhltennis und Rollstuhltanzen bis zum Rollstuhlrennen gelangte sie zum Rollstuhlfechten. Später absolvierte sie mit Bravour ihr Abitur und studierte anschließend an der Freiburger Uni Lehramt. Doch als sie 1988 Deutsche Meisterin im Florett-Fechten wurde, entschied sie sich, ihr Studium abzubrechen, um sich mehr auf den Sport konzentrieren zu können.

Ihrem Lebensmotto blieb sie stets treu und wurde schließlich eine berühmte und allerseits bewunderte Fechterin, bekannt in vielen Teilen Europas. Einer ihrer sportlichen Höhepunkte war der Paralympics-Sieg 1992 in Barcelona. Die Medaille von damals gefällt ihr optisch am besten von all ihren bisher gewonnenen Preisen.

Schwierige Wohnungssuche

Zu ihrem Erfolg hat sie auch der Glaube an Gott gebracht. Kurz nach dem Unfall hatte sie ein eher lockeres Verhältnis zur Kirche. Doch mit der Zeit merkte sie, wie wichtig die Religion, das Christentum, für sie ist. Heute liest sie regelmäßig die Bibel, die ihr dabei hilft, mit ihrer Behinderung klarzukommen und neuen Mut und Kraft zu schöpfen. Ihre Lieblingsstelle im Buch der Bücher: »Bei dir ist die Quelle des Lebens und bei dir finden wir das Licht.«

Kraft braucht sie auch bei der Suche nach einer größeren Wohnung. »Es ist einfach zu eng bei uns, da gibt es öfters mal Chaos«, gestand sie. Doch eine behindertengerechte Wohnung zu finden, ist gar nicht so einfach. Ebenso schwer ist es, ihren Mitmenschen klar zu machen, dass man sie nicht mit Samthandschuhen anfassen muss. »Ich bin immer noch der gleiche Mensch, ob mit Rollstuhl oder ohne.« Und dies war auch ein guter Schlusssatz für ein erfolgreich verlaufenes Interview.



Sabrina Perz und Eva Laible, Albert-Einstein-Gymnasium, Klasse 10c