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»Ein wunderbar beeindruckendes Gefühl«

MÖSSINGEN/ESSLINGEN. Früher startete sie bei Turnieren für die Reutlinger Sportschule Kustusch seit einem Jahr fährt sie für den KSV Esslingen hin: Hannah Brück liebt ihren Sport - das Judo - und will noch hoch hinaus. Ein ZmS-Nachwuchsreporter hat sie interviewt.

ZmS: Wie bist du auf die Sportart Judo gekommen?

Hannah Brück: Ich bin durch meinen älteren Bruder auf Judo gekommen. Ich habe bei seinem Training zugeschaut, es hat mir gefallen und ich wollte es auch machen.

Wie alt warst du, als du mit Judo angefangen hast?

Hannah: Ich habe mit sieben Jahren angefangen.

Und bei welchem Verein?

Hannah: Ich habe bei der Sportschule Kustusch angefangen.

Was gefällt dir am Judo?

Hannah: Ich finde, das Tolle am Judo ist, dass es so vielseitig ist. Man braucht Ausdauer, man muss beweglich sein - Koordination, Kraft und Taktik sowie auch die Psyche spielen eine wichtige Rolle. Da ich ein Typ bin, der auch sehr vielseitig ist, liegt mir die Sportart auch so gut, denke ich.

Ist es schwer, Judo und Schule unter einen Hut zu bringen?

Hannah: Es ist nicht einfach. Man muss diszipliniert sein und die wenige freie Zeit gut einteilen. Ich lerne jedoch ziemlich schnell und mir fällt die Schule eher leicht, und so klappt es bis jetzt noch sehr gut, trotz des vielen Trainings und den Lehrgängen.

Wie oft hast du letztes Jahr in der Schule gefehlt - als du Judolehrgänge und Turniere hattest?

Hannah: Ich hatte ungefähr 50 Fehltage in der Schule. Das entspricht etwa fast ein Drittel des Schuljahres.

Wie oft trainierst du in der Woche?

Hannah: Ich trainiere unter der Woche normalerweise jeden Tag und am Wochenende sind dann oft Wettkämpfe oder Lehrgänge.

Und wo trainierst du?

Hannah: In Esslingen und am Olympiastützpunkt Sindelfingen. Nach Esslingen fahr ich oft gleich nach der Schule mit dem Zug und abends holt mich meine Mutter dann meistens ab. Nach Sindelfingen fährt meine Mutter immer, weil die Halle mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur schwer zu erreichen ist.

Was waren bisher deine größten Erfolge?

Hannah: 2005 hatte ich zwei große Erfolge. Ich wurde Vize-Euromeisterin U17 bis 48 kg und Internationale Deutsche Meisterin U20 bis 48 kg. 2006 wurde ich Fünfte bei den Europameisterschaften U20 in Tallin bis 52 kg. Und vor kurzem wurde ich Deutsche Vize-Meisterin bei den Frauen bis 52 kg.

Für welchen Verein startest du bei Turnieren?

Hannah: Früher startete ich für die Sportschule Kustusch, aber seit diesem Jahr für den KSV Esslingen.

KSV Esslingen kämpft in der ersten Liga. Kämpfst du auch manchmal?

Hannah: Ich bin seit diesem Jahr im Bundesliga-Team, aber ich konnte aufgrund von Einsätzen in der Nationalmannschaft nur an einem Kampftag dabei sein, da sich die Termine oft überschneiden.

Wie ist das Gefühl, wenn man bei einem internationalen Turnier ganz oben auf dem Treppchen steht. Und die deutsche Nationalhymne abgespielt wird?

Hannah: Es ist ein wunderbar beeindruckendes Gefühl, wenn man auf dem Treppchen eines großen Turniers steht. In diesem Moment weiß man dann, dass sich das Training und der Stress gelohnt haben und man stolz auf sich sein kann. Wenn dann noch die Nationalhymne gespielt wird und die ganze Halle aufsteht, ist das noch umso schöner.

Du warst im Sommer in einem Trainingslager in Japan. Wie lange und in welcher Stadt warst du?

Hannah: Ich war drei Wochen in Japan. Die ersten eineinhalb Wochen in Tokio und dann in Teikyo.

Was hat dich am meisten an Japan beeindruckt?

Hannah: Mich hat viel beeindruckt. Erstens die riesige Stadt Tokio mit ihrer Vielfalt an Märkten und Gebäuden und die vielen bunten Schilder und Sachen überall. Das riesige U-Bahnnetz war bemerkenswert und auch die andere Mentalität der Menschen - sie sind viel freundlicher und hilfsbereiter. Und dann fielen mir noch die kleinen Häuser auf, in denen die Japaner wohnen.

Wie hast du dich mit den Japanerinnen verständigt?

Hannah: Auf Englisch. Jedoch konnten sie zur meiner Überraschung nicht alle Englisch und oft auch nicht besonders gut.

Unterscheiden sich das japanische und das deutsche Training?

Hannah. Ja, auf jeden Fall. Das japanische Training ist viel intensiver. Sie trainieren viel länger, widersprechen nie ihrem Trainer und das Training hat immer den gleichen Ablauf. Während des Trainings gelten strenge Regeln.

Wie hat dir das Trainingslager gefallen?

Hannah: Es gefiel mir gut, ich machte neue Erfahrungen und habe viel dazugelernt. Das Trainingslager war sehr, sehr anstrengend. Wir trainierten mehrere Stunden am Stück ohne groß Pausen zu machen, in einem hohen Tempo und mit hoher Intensität, so dass man wirklich an seine äußerste Grenze gehen musste. Wir hatten zwei- oder dreimal einen freien Nachmittag, an dem wir in die Stadt gingen oder auch einmal ins japanische Bad. Da hatten wir viel Spaß.

Was hast du in deiner Zukunft vor? Leistungssportlerin zu bleiben oder gar studieren?

Hannah: Mein Ziel ist es, zu studieren - etwas mit Naturwissenschaften. Da man mit Judo, zumindest hier in Deutschland, kein Geld verdienen kann. Aber ich will versuchen, Studium und Judo unter einen Hut zu bringen, wie genau, weiß ich jetzt noch nicht, aber es wird wohl nicht so einfach werden.

Du wechselst jetzt in die Gewichtsklasse bis 57 kg. Was sind deine Ziele für nächstes Jahr?

Hannah: Ich möchte es schaffen, wieder vorne dabei zu sein. Eine Medaille bei den deutschen Meisterschaften. Und wenn es gut läuft, eventuell auch die Nominierung für die Europameisterschaft.

Wann und was ist dein nächstes großes Turnier?

Hannah: Die nächsten deutschen Meisterschaften U20 am 17. März. (ZmS)

Simon Brück, Firstwald-Gymnasium Mössingen, Klasse 10