STUTTGART. Es ist verboten, aber gleichzeitig ein Teil der Fankultur. Die Rede ist von bengalischen Feuern, die immer wieder in den Fanblöcken abgebrannt werden. Auch die Ultras des VfB Stuttgart fallen immer wieder mit solchen Aktionen auf. So musste der Verein allein nach dem verlorenen Relegations-Duell gegen Union Berlin, weswegen der VfB in die Zweite Bundesliga abgestiegen ist, 98 000 Euro Strafe zahlen, weil Fans großflächig Pyrotechnik abgebrannt hatten und eine Rakete in Richtung der Union-Fans abgefeuert hatten.
Doch wie kommen die Böller trotz der Kontrollen am Eingang überhaupt ins Stadion? Ein VfB-Ultra, der schon an solchen Aktionen beteiligt war, packt vor ZmS aus. Er möchte aber wegen drohender Strafen anonym bleiben.
Es gibt viele Möglichkeiten, meint er. Ein Klassiker sei es, die »Ware« in Unterhosen oder in Schuhen versteckt ins Stadion zu schmuggeln. Selbst die immer wieder eingesetzten Polizei-Spürhunde finden die Knaller selten. Und eigentlich mache die Gefahr, am Eingang entdeckt zu werden, den Reiz des Ganzen aus. Andere wiederum sind schon Tage vor dem Spiel im Stadion, etwa zu einer Führung oder einem öffentlichen Training der Mannschaft, und verstecken die Böller dann bis zum Spiel in der Arena. Oder während die Fans am Spieltag zum Stadion strömen, wirft ein Beteiligter einen Rucksack über den Zaun, den ein anderer dort dann in Empfang nimmt.
Hohe Strafen für Vereine
Wer selbst schon einmal bei so einem Spiel im Stadion war, muss zugeben: Das Feuerwerk ist schön anzusehen. Die Ultras argumentieren damit, dass in den seltensten Fällen ein Fan zu Schaden kommt. Die Fans schaden aber ihren Vereinen, denn die müssen für derartige Vergehen hohe Geldstrafen zahlen. Der Strafenkatalog des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) wird immer härter. In der Saison 2018/19 war Hertha BSC mit einer Geldstrafe von 165 000 Euro Spitzenreiter, dicht gefolgt von Dynamo Dresden (142 125 Euro) und Fortuna Düsseldorf (133 250 Euro).
Geld, das die Vereine lieber anderweitig investieren würden, zum Beispiel in neue Spieler. Reduziert werden die Strafen, wenn ein Täter (minus 25 Prozent), mindestens die Hälfte der Täter (minus 50 Prozent) oder alle Täter (minus 75 Prozent) ermittelt werden. Die Täter zu identifizieren ist aber schwierig, da die Ultras sich während des Spiels hinter mitgebrachten Fahnen und in der unübersichtlichen Menge der Stehplätze maskieren und meist nicht zu identifizieren sind.
Da weder Strafen für den eigenen Club noch die Angst vor zivilrechtlicher Verfolgung abschreckend wirken, haben andere europäische Länder zu anderen Maßnahmen gegriffen: In den skandinavischen Ländern ist Pyrotechnik legal, solange sie angemeldet wird. In Dänemark ist »kalte Pyro«, also Zündkörper mit niedriger Brenntemperatur (230 Grad Celsius statt 2 000 Grad Celsius) zugelassen. In der englischen Premier League wurden nach einem Unfall vor fast 30 Jahren alle Stehplätze abgeschafft. Auf den Sitzplätzen können die Täter leichter identifiziert werden, und zudem sind unter den Fans Pyros seit dem Vorfall verpönt.
Eine zufriedenstellende Lösung für alle Beteiligten scheint es in Deutschland nicht zu geben. So müssen wir wohl weiter mit »Hochsicherheitsspielen« unter gewaltigem Polizeieinsatz und immensen Kosten, die die Bürger zu tragen haben, leben. An die Möglichkeit, Stehplätze in der Bundesliga abzuschaffen, so wie es schon seit Jahren bei internationalen Spielen üblich ist, hat noch keiner gedacht? Wohl schon, aber das würde bedeuten, dass die Vereine deutlich weniger Tickets verkaufen könnten. (ZmS)Bastian Loock, Evangelisches Firstwald Gymnasium Mössingen, Klasse 8
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