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Ein Sturz in den Neuanfang

MÖSSINGEN. Es geschah an einem Dienstagmorgen, am 12. April 1983, als sich nach zahlreichen Regentagen ein Naturspektakel in unserer direkten Umgebung, in Mössingen, zugetragen hat. Armin Dieter, Experte in Sachen Mössinger Bergrutsch, vermutet, dass es sich so zugetragen hat: »Es herrschte gespenstische Ruhe am Hirschkopf. Doch plötzlich rumorte es leise im Boden, ein leichtes Zittern war vernehmbar und dann geriet der ganze Berghang in Bewegung. Die anfängliche Stille ging in ein lautes Knacken über, Bäume zersplitterten oder rutschten senkrecht stehend zu Tal. Gesteinsbrocken stürzten von der Hochfläche, sprangen beim Aufschlag mit einem ohrenbetäubendem Lärm auseinander. Der ganze Berg rutschte und sackte scheinbar in sich zusammen. Eine Naturkatastrophe unvergleichbaren Ausmaßes deutete sich an.« So beschrieb es Armin Dieter in seinem Bericht.

Er hält Vorträge und macht auch zwischen Mai und Oktober Führungen vor Ort. Nur wer schon am oberen Rande des Bergrutsches gestanden ist, kann sich überhaupt ein Bild davon machen und kann sich bei dem beeindruckenden Ausblick auf die Stadt Mössingen und ihre Umgebung vorstellen, was sich damals zugetragen haben muss.

Fläche von 70 Fußballfeldern

Zuerst umfasste das betroffene Gelände 25 Hektar und verdoppelte sich innerhalb von 14 Tagen auf eine Fläche von 50 Hektar - das sind 70 Fußballfelder. Das bedeutet, dass Erde und Geröll mit einem Gewicht von neun bis zehn Millionen Tonnen abgingen. Zunächst wies das Gebiet um den Rutsch keine Humusschicht auf und beherbergte weder Pflanzen noch Tiere, deshalb sprach man von einer »biologischen Nullzone«. Somit bedeutete der Bergrutsch einen »Sturz in den Neuanfang«.

Nach einiger Zeit aber wurde das Gelände zu einem Modellbeispiel für die Entwicklung von Fauna und Flora. Teils vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten wurden hier wieder gefunden. Dieses Gebiet wurde zum Naturschutzgebiet ausgewiesen, um die Entwicklung der Tiere beobachten zu können. Darüber hinaus wurde es in die Liste der bedeutendsten Geotope Deutschlands aufgenommen. Geotope sind erdgeschichtliche Naturphänomene, die Erkenntnisse über die Entwicklung der Erde vermitteln. Die deutsche Liste umfasst gerade einmal 77 Geotope.

Im Mai wird dafür auch eine Urkunde vergeben, wie wir exklusiv von Armin Dieter erfahren haben. Das Betreten des Naturschutzgebietes ist indes bis auf einen kleinen Rundwanderweg am Rand des Bergrutsches verboten. (ZmS)



Christian Kurz, Sebastian Weber, Niels Bauer, Fabian Wolter, Quenstedt-Gymnasium, Mössingen, Klasse 10 a