ZmS: Guten Tag Herr Fiedler, schildern Sie uns bitte Ihren typischen Tagesablauf.
Dr. Ulrich Fiedler: Der ist sehr unterschiedlich. Meistens gehe ich relativ früh außer Haus, sodass ich spätestens um acht im Büro bin, und dann versuche ich, über die Mittagszeit ein bisschen zu Hause zu sein bei meiner Familie, um dann am frühen Nachmittag wieder im Büro zu sein. Je nachdem, ob ich Abendtermine habe, komme ich manchmal erst um elf nach Hause. Manchmal auch schon früher. Wenn ich keinen Abendtermin habe, dann schaffe ich es meist, dass ich gegen halb sieben zu Hause bin. Aber auch die Wochenenden sind oft belegt, weil viele Termine am Wochenende stattfinden.
Haben Sie bei so viel Arbeit noch Zeit für ihre Familie?
Fiedler: Ihr habt ja den Tagesablauf gehört, da bleibt meist relativ wenig Zeit. Ich habe kleine Kinder, die schlafen in der Regel schon, wenn ich spät nach Hause komme. Wenn ich ein bisschen früher nach Hause komme, sehe ich sie noch. Aber ich treffe sie meistens in der Mittagszeit. Auch am Wochenende bleibt noch ein bisschen Raum für die Familie. Insofern - wir kriegen's ganz gut hin.
Was machen Sie als Ausgleich?
Fiedler: Ich lese wahnsinnig gerne und ich hab früher auch Sport gemacht. Das reicht jetzt nicht mehr ganz. Ab und zu freue ich mich, wenn ich Sport sehen kann. Der TVN hier in Neuhausen (Anmerkung der Redaktion: die Herrenmannschaft spielt in der ersten Handball-Bundesliga) ist ein tolles Beispiel, da kann man sich entspannen. Da hat man Spaß, und das ist so ein bisschen ein Ausgleich für mich.
Welche Voraussetzungen muss man erfüllen, wenn man Bürgermeister sein will?
Fiedler: Man braucht eigentlich gar keine besonderen Voraussetzungen. Man muss aber ein gewisses Alter erreicht haben, um kandidieren zu können. Das ist die einzige Voraussetzung. Die beruflichen Voraussetzungen sind nicht vorgeschrieben, Bürgermeister kann im Grunde jeder werden.
Auf welche Schule gingen Sie?
Fiedler: Ich ging auf die Grundschule in meinem Heimatort in Dietenheim, und danach besuchte ich das Gymnasium in Illertissen, das hieß 'Kolleg der Schulbrüder' und war eine Ordensschule.
Ist es für Sie schwer, vor vielen Menschen zu reden?
Fiedler: Das ist wie mit allen Dingen im Leben: Man sammelt Erfahrungen und vieles wird Routine. Für mich ist es nicht schwer, vor vielen Menschen zu reden. Vielleicht hab ich auch deswegen den Beruf ergriffen, weil ich das einfach gerne mache und weil es mir Spaß macht, vor vielen Menschen zu reden.
Die Neugestaltung des Posthofareals sorgt für heftige Diskussionen. Welche unterschiedlichen Meinungen gab es im Gemeinderat?
Fiedler: Das ist ein besonderer Platz am Bahnhofsvorplatz, wo dieses Gebäude-Ensemble entstehen soll. Wir hatten sowohl im Gemeinderat als auch in der Bürgerschaft sehr geteilte Meinungen über das Gebäude. Über die Höhe vor allem: Es gab eine Gruppe, die sagte, dass es nicht höher als 13,50 Meter werden darf. Tatsächlich wird es jetzt fast 16 Meter. Auch dafür gab es viele Befürworter. Über die Dachform: Es wird ein Flachdachgebäude mit einem sogenannten zurückgesetzten Staffel-Dach. Andere wollten an dieser Stelle Giebeldächer sehen. Es gab außerdem Diskussionen darüber, wie die am Eck stehende denkmalgeschützte Völter-Villa richtig zur Geltung kommt. Auch da gab's geteilte Meinungen. Manche sagten, durch diese Bebauung, die geplant ist und jetzt wohl auch umgesetzt wird, kommt sie gerade erst richtig zur Geltung. Andere sahen das anders. Es gab städteplanerische Überlegungen, die dafür oder dagegen gesprochen haben. Es gab die Parkplatzsituation, die für manche ungelöst war, für andere gelöst. Es gab also ganz, ganz viele Probleme, und deswegen waren die Diskussionen auch so heftig, die wir ansonsten sehr selten haben in unserer Stadt. Aber so funktionieren eben Politik und Demokratie, dass man eben auch widerstreitende Interessen am Ende einer Entscheidung zuführt. Und da gibt's eine Mehrheit, und die hat jeder zu akzeptieren, ob er nun dafür war oder nicht.
Wie stehen Sie persönlich zur Neugestaltung des Postareals?
Fiedler: Ich glaube, dass wir eine Chance nutzen, einen Schandfleck, der seit vielen Jahren in unserer Stadt die Gäste vom Bahnhof her begrüßt, einer Bebauung zuführen, die städteplanerisch wie auch objektbezogen eine sehr gelungene ist. Und ich bin überzeugt davon, dass wir mit der nun getroffenen Entscheidung an dieser Stelle das Richtige tun. Und gleichwohl habe ich Respekt für jeden, der eine andere Auffassung vertritt.
Haben Sie sich schon einmal überlegt, in einer größeren Stadt Bürgermeister zu werden?
Fiedler: Nein. Im Moment gibt es viele Aufgaben hier in Metzingen zu lösen und große Herausforderungen, die vor uns stehen. Und deswegen fühle ich mich schon an der richtigen Stelle hier.
Herr Fiedler wir bedanken uns ganz herzlich für das Gespräch.
Fiedler: Bitte. Sehr gerne! (ZmS)
Philipp Nebenführ und Martial Reutter, Uhlandschule Neuhausen, Klasse 8
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