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Aktuell Glosse

Ein hart verdientes Brot

MÖSSINGEN. Es begann wie jeden Morgen mit der alles entscheidenden Frage: »Was wünschen Sie zum Frühstück? Bratwurst oder Steak?« Nach langem Überlegen entschied sie sich: »Ooch, ja also . . . beides!« Am Mittag stand noch eine wichtige Konferenz aufgrund der Terroranschläge an, und sie musste noch eine Rede vorbereiten, doch in diesem Moment musste sie sich voll und ganz auf ihr Essen konzentrieren. »Sebastian? Ach, bringen sie mir doch bitte noch ein Gläschen Wein.« Ein sehr reichhaltiges Frühstück später ging Angie zu ihrer Konferenz.

Sie hatte zwar keine Zeit mehr gehabt, sich mit dem Thema zu befassen, hatte allerdings einer Sekretärin den Auftrag gegeben, ihre Rede vorzubereiten. Als sie in ihre Limousine stieg, bemerkte sie mit freudiger Erwartung, dass heute ein warmer Tag werden würde. Glücklicherweise erwartete sie dort ein kühler Sekt als Werbeaktion der Autofirma.

Versuch eines Lächelns

Als ihr Butler ihr nach einer kurzen Fahrt die Tür öffnete, stieg sie gemeinsam mit ihrem Mann aus. Sofort wurde sie von Fotografen umringt. Die Hitze hatte ihr zu schaffen gemacht, doch zum Glück trug sie ein lachsfarbenes Oberteil. Freudig winkte sie in die Menge. Als sie im Konferenzraum angekommen war, erwarteten sie alle schon ungeduldig. Hastig stieg sie die Treppen zum Podium auf und stützte sich schnaufend darauf, sie versuchte es sogar mit einem Lächeln.

"Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, ich heiße Sie herzlich zu unserer Konferenz willkommen." Hastig schielte sie auf ihr Blatt. "Wir haben uns heute versammelt, um zu beraten, ob wir das von Herrn Mappus vorgeschlagene Projekt S 21 ("Saublöd x 21") durchführen sollen. Seine Idee war es, das Landtagsgebäude unter die Erde zu verlegen und die dadurch frei gewordene Fläche mit einem "World-Scheiß-Center" zu belegen, das erste internationale Klohäuschen mit 72 Stockwerken, bei dem jedes Land mit einer Toilette vertreten ist.

Nun werden wir der Einfachheit halber abstimmen, wer dieses wundervolle Projekt befürwortet und wer dagegen ist. Füllen Sie dazu bitte die vor Ihnen liegenden Formulare aus. Ich bedanke mich hiermit für Ihre Aufmerksamkeit und hoffe, dass Sie dieses Projekt genauso mit Stolz erfüllt wie mich. Dankeschön!" Ein verhaltener Applaus folgte ihr, als sie durch den Hintereingang die Bühne verlies.

Draußen erwartete sie schon ihr Mann mitsamt der Limousine. »Los, komm, Angie! Diesen Erfolg müssen wir unbedingt feiern!« Gemeinsam stiegen sie in das Auto und ließen sich in eine Luxusbar fahren, wo sie erst einmal auf ihren sicheren Erfolg anstießen.

Es war um einiges später geworden, als sie das Lokal verließen. Ihr Mann fuhr nach Hause, doch Angie hatte noch einen Termin: der Landesparteitag der CDU. Als sie in ihre Limousine stieg, fragte sie der Chauffeur: »Zum Flughafen?«, und sie antwortete: »Nein, nun nehmen wir den Zug. Ich habe schließlich in unserem Parteiprogramm gelesen, dass wir die dicken Brummies auf die Schienen bringen wollen.«

Der Zug fuhr ab, wie immer pünktlich mit einer halben Stunde Verspätung. In Hannover stieg ihr Parteikollege aus Niedersachsen zu, welcher völlig genervt ist, weil wieder einmal die Witwen und Waisen aus purer Langweile gegen das schöne und leuchtende Endlager Asse 2 demonstriert haben.

Erst das Fressen, dann die Moral

Sie plauderten fröhlich, bis in Stuttgart ihr Parteikollege Stefan Mappus einstieg. Als man von draußen die Stimmen zwanzigtausender Leute vernahm, die im Chor »Mappus weg!« riefen, strahlte dieser, winkte freudig aus dem Fenster und meinte voller Stolz zu Merkel: »Hörst du? Das Volk liebt mich!«

Immer noch in bester Laune, erläuterte er ihr weitere Details seines Projekts, über das sie ja schon morgens eine Rede gehalten hatte. »Stell dir vor, die Kosten werden sich nur auf etwas 5 bis 15 Milliarden belaufen! Es gibt übrigens auch eine unterirdische Verbindung zur Villa Reizendstein! Reizend, oder? Außerdem hätte es den Vorteil, dass die Regierung voll und ganz vor der Bevölkerung und den Terroristen geschützt wäre. Denn Sicherheit hat Vorrang! Praktisch, gell?«

Beim Parteitag angekommen, musste sich Angie allerdings früh verabschieden, schließlich gab es bald Abendessen. Als sie endlich zu Hause angekommen war, begab sie sich sofort in den Speisesaal. »Was wünschen Sie zu speisen? Bratwurst oder Steak?« Nach langem Überlegen entschied sie sich: »Ooch, ja also . . . beides! Und bringen Sie mir einen Wein. Ich hatte einen sehr anstrengenden Tag!« (ZmS)

Anna-Lena Jaensch und Johanna Spitzmüller, Evangelisches Firstwald-Gymnasium, Mössingen, Klasse 8 b