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Die Jugend - schlimmer denn je?

REUTLINGEN. »Die Jugend heutzutage ist viel schlimmer geworden«, scherzt Margot Eberlein von der Jugendgerichtshilfe Reutlingen in einem ZmS-Interview. Sie und Constanze Fischer (allgemeiner Sozialdienst Pfullingen) unterhielten sich mit den Nachwuchsschreibern über Jugendliche, ihre Straftaten und die Folgen. Dabei kamen einige interessante Aspekte heraus.

Aggressive Kids

Demnach sind viele Jugendliche im Alter von 14 bis 21 Jahren, aber oft auch schon Jüngere, äußerst aggressiv. Häufige Ursachen dafür sind der Reiz etwas Verbotenes zu tun, die Angst »nein« zu sagen oder auch die Tatsache, dass sie mit Gewalt und Schlägen in der Familie aufgewachsen sind. Oft sind sich die Jugendlichen dabei nicht über die Folgen ihres Handelns bewusst.

Bereits Kinder im Alter von acht bis neun Jahren begehen Ladendiebstähle. Ältere zwischen 16 und 19 Jahren sind meist in Straßenverkehrsdelikte verwickelt wie zum Beispiel das Frisieren und Drosseln von Mofas. Oder sie fahren betrunken. Bei Straftaten von Minderjährigen kann selbst die Polizei nichts tun. Das Jugendamt bietet jedoch Hilfe für die Eltern und Kinder an. In gemeinsamen Gesprächen wird versucht, eine Lösung zu finden. Es wird auch ein Anti-Gewalt-Training angeboten, in dem die Jugendlichen über zehn Wochen (einmal pro Woche) üben, überlegter zu handeln. Für das Umfeld gilt: Keine Angst haben und nicht »wegschauen«, sondern Hilfe suchen.

In einem anderen Gespräch mit Otfried Majer von der Jugendberatungsstelle Reutlingen redeten die ZmS-ler über die Hintergründe, und was in den Jugendlichen vorgeht. Bei Problemen können sich die Jugendlichen jederzeit an Majer wenden. Jedoch kommen sie meist nicht von selbst, sondern werden von den Eltern geschickt. Für die Berater heißt es dann erst einmal Vertrauen aufzubauen. Das geschieht durch einfaches Spielen, zum Beispiel mit Brettspielen, dem »Kicker« oder auch beim Malen und bei Fantasie-Reisen.

Ursachen erforschen

Dann wird über das Problem gesprochen. Oft sind die Gründe für das Fehlverhalten Schulversagen, Auseinandersetzungen mit den Eltern, Scheidung der Eltern, Magersucht, Bulimie oder auch sexueller Missbrauch. Das Ziel dieser Gespräche ist es, dass die Jugendlichen sich selbst klarer sehen - durch die Konfrontation mit der Realität. Sie sollen aber auch herausfinden: »Was will ich? Was wünsche ich mir? Was ist mein Ziel? Meine Lebensgestaltung?«

Mehr Schlägereien

Nach den Gesprächen muss den Jugendlichen klar sein: »Eine Erklärung ist keine Entschuldigung«, so Otfried Majer. Denn jeder ist für sein Handeln verantwortlich. Auch hier bestätigt sich wieder: »Die Jugend heutzutage ist schlimmer geworden«. Im Jahr 2002 gab es in der Jugendberatungsstelle Reutlingen 570 Jugendliche und Kinder, die auffällig waren. Davon waren 40 Prozent (260) zwölf Jahre und älter, 60 Prozent (310) waren also jünger als zwölf. Seit 1955 haben sich die Fälle verzehnfacht. Vor allem die verbale Aggression hat zugenommen, aber es gibt auch deutlich mehr Schlägereien.

Man muss allerdings auch sagen, dass viele der heutigen Straftaten früher nicht möglich waren, etwa der Handy-Klau oder Drogendelikte. Doch das Wichtigste ist immer noch: Bei Problemen Hilfe suchen und nicht aus Verzweiflung und Hass falsch handeln. (ZmS)



Sandra Luz, Daniela Maier, Wilhelm-Hauff-Realschule Pfullingen, Klasse 9d