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»Der Sozialdienst bringt mich im Leben weiter«

REUTLINGEN. Bundeswehr oder Ersatzdienst? Kurz nach seinem Schulabschluss wurde Sebastian Dittrich, wie viele andere, vor diese Entscheidung gestellt. Er hat sich für den Ersatzdienst entschieden und arbeitet im Moment an der Bodelschwingh-Schule in Nürtingen, eine Schule für geistig behinderte Kinder. Da uns und vielen anderen in unserem Alter diese Entscheidung auch bald bevor steht, haben wir mit Sebastian Dittrich über dieses Thema gesprochen.

ZmS: Warum hast du dich gegen die Bundeswehr und für den Ersatzdienst entschieden?

Sebastian Dittrich: Ich habe schon in meiner Verweigerung geschrieben, dass ich nicht gern mit einer Waffe umgehe und dies auch nicht möchte. Außerdem denke ich, dass mich der Sozialdienst im Leben weiter bringt, da man gerade mit Behinderten im normalen Leben nicht viel zu tun hat. Es macht mir einfach Spaß, diesen Leuten zu helfen.

Für welche Art von Sozialdienst hast du dich entschieden und warum?

Dittrich: Ich bin an einer Schule für geistig behinderte Kinder als Lehrer und Hausmeister tätig. Ein Freund von mir hat in einer ähnlichen Einrichtung seinen Sozialdienst absolviert und hat mir nur Positives berichtet. Nachdem ich einen Tag in so ein Schulleben reinschnuppern durfte, habe ich gemerkt, dass mir das eigentlich auch Spaß machen würde.

Wie bist du dann schließlich zur Bodelschwingh-Schule in Nürtingen gekommen?

Dittrich: Zuerst habe ich mich an der Peter-Rosegger-Schule in Reutlingen und eben an der Bodelschwingh-Schule in Nürtingen beworben. Beide Schulen habe ich auch an einem Schnuppertag besuchen dürfen und konnte mir so ein Bild vom Alltag dort machen. Die Rektorin der Bodelschwingh-Schule hat mir dann nahe gelegt, nach Nürtingen zu kommen. Zudem dauerte die Bewerbung an der Peter-Rosegger-Schule relativ lange, was meine Entscheidung vereinfacht hat.

Wie sieht dein momentaner Tagesablauf aus?

Dittrich: Er ist immer unterschiedlich, da ich jeden Tag einen neuen Stundenplan habe. Zwischen halb acht und acht Uhr morgens fahre ich in die Schule, dort warte ich, bis die Kinder mit den Bussen kommen. Ich begrüße sie und bringe sie in ihre Klassenzimmer. An der Schule gibt es verschiedene Fächer, die sich von den Fächern an einer normalen Schule kaum unterscheiden, wie zum Beispiel Mathe, Deutsch und in oberen Stufen auch Werken. Nach der Mittagspause, in der die Kinder in der Schule etwas essen, gibt es verschiedene sportliche Aktivitäten, wie die Fußball- oder Tischtennis- AG. Um 15.30 Uhr werden die Kinder wieder von den Bussen abgeholt, und ich helfe dem Hausmeister noch, etwas Ordnung zu schaffen.

»Es macht mir einfach Spaß, diesen Leuten zu helfen«

Was für Erfahrungen hast du dort bisher gesammelt?

Dittrich: Bis jetzt habe ich sehr viel über verschiedene geistige Behinderungen gelernt und bin ins Gespräch mit den Kinder und ihren Eltern gekommen. So konnte ich mir ein Bild vom Alltag eines Kindes machen. Das Wichtigste ist aber, dass jedes Kind einen eigenen Charakter hat und nicht einfach nur behindert ist, sondern es gibt eben Unterschiede wie in jeder normalen Klasse.

Könntest du dir vorstellen, später einen ähnlichen Beruf auszuüben?

Dittrich: Ich denke eher nicht, da ich noch nie Lehrer werden wollte. Ich sehe das Jahr eher als eine gute Erfahrung, kann mir jedoch nicht vorstellen, diesen Beruf ein Leben lang auszuüben.

Wenn du noch einmal die Wahl zwischen Bundeswehr und Ersatzdienst hättest, wie würdest du dich jetzt entscheiden?

Dittrich: Da ich noch nie bei der Bundeswehr war, ist diese Frage schwer zu beantworten. Bis jetzt bereue ich es nicht, dass ich mich für den Sozialdienst entschieden habe, und deshalb würde ich mich wahrscheinlich wieder für den Sozialdienst entscheiden. Auch mit der Wahl der Schule bin ich äußerst zufrieden. (ZmS)

Niklas Dittrich und Max Herrmann, BZN, Gymnasium, Reutlingen, Klasse 10 d