METZINGEN. Mit einem Mitglied der technischen Produktentwicklung von Hugo Boss in Metzingen konnten wir die Firmenzentrale und einige ihrer Bereiche besichtigen. Sebastian M. (Name von der Redaktion geändert) ist Produktentwickler und sorgt dafür, dass die Ideen des Designers qualitativ und preislich erfüllbar und umsetzbar sind. Von unserem Gesprächspartner erfuhren wir zunächst, dass das Unternehmen im Jahre 1924 von Hugo Ferdinand Boss gegründet wurde. Wenn man Hugo Boss hört, denken die meisten sofort an Männermode für den typischen Geschäftsmann. Jedoch wurden die Herrenanzüge erst in den 50er-Jahren ins Programm aufgenommen. Heutzutage hat Hugo Boss viel mehr Seiten als »nur« die Männermode. Zum Beispiel die bislang noch weniger bekannte Frauenmode, die es bereits seit 1998 gibt. Die Räumlichkeiten des Unternehmens sind sehr offen und modern gestaltet, damit man leicht miteinander arbeiten und kommunizieren kann. Nachdem unser Gesprächspartner uns die Firma gezeigt hatte, stellten wir ihm noch einige Fragen:
ZmS: Woher wissen Sie, wohin der Trend führt?
Sebastian M.: Trends entwickeln sich oft nach ähnlichen Prinzipien. Zum Beispiel folgen auf viel Farbe, wenn der Höhepunkt erreicht ist, oftmals dezente Farben. Oder auf körpernahe Mode folgt eine weitere Passform. Diese Trends beobachten wir sehr genau und gestalten diese auch mit.
Welchen Einfluss haben die Modeshows auf die Mode?
Sebastian M.: Der Schnitt und das Material werden von der Mode auf dem Laufsteg beeinflusst. Jedoch wird die Mode für den Alltag nicht in den extremen Formen produziert, die dort dargestellt werden. Auf dem Laufsteg wird immer alles ein bisschen übertrieben, damit auch jeder versteht, was gerade in Mode ist.
Welche Rolle spielt das Timing bei der Mode?
Sebastian M.: Das Timing ist sehr wichtig. Wenn man seine Kollektion zu früh herausbringt, wird sie nicht so gut verkauft werden können, weil die Leute noch nicht verstanden haben, dass es Mode ist – sie warten, bis sich der Trend auch wirklich durchsetzt. Und wenn die Kollektion zu spät herauskommt, möchte es auch niemand mehr kaufen, weil es »alt« ist, es also alle schon besitzen und nichts Neues mehr ist. Bei der Damenmode ist es sehr wichtig, dass über das Jahr hinweg immer wieder neue Kollektionen vorgestellt werden, bei der Männermode verläuft das ruhiger, weil sie seltener einkaufen gehen als Frauen.
Wie ist der Ablauf von der ersten Idee bis zum Verkauf im Laden?
Sebastian M.: Zuerst werden viele Ideen zu einem bestimmten Thema gesammelt und auf einem sogenannten Moodboard dargestellt. Dabei wird darauf geachtet, welche Farben und Schnittarten die Kleidungsstücke haben sollen. Der Designer entwirft die Kleidungsstücke entsprechend und achtet hauptsächlich darauf, dass es der gewünschten Mode entspricht. Manchmal erstellt man auch Prototypen aus Papier und anschließend sorgen die Produktentwickler dafür, dass die Idee am Kleidungsstück preislich umsetzbar ist. Danach wird es in den Nähereien produziert und für die Kollektionsübergabe vorbereitet. Nach der Vorstellung werden die Modelle dann für die Geschäfte produziert und dort für die Kunden zum Kauf angeboten.
Wie wichtig ist Teamarbeit in Sachen Mode?
Sebastian M.: Teamarbeit ist sehr wichtig in der Modewelt. Wer auf eigene Faust arbeitet und auch sonst schlecht in der Zusammenarbeit ist, kommt zu keinem Ergebnis und scheitert schnell.
Was für eine Ausbildung benötigt man, um Mode zu machen?
Sebastian M.: Als Erstes sollte man Modedesign studieren. Danach kann man sich in den Richtungen spezialisieren, die man am interessantesten findet.
Wo arbeiten die Designer von Hugo Boss?
Sebastian M.: Die meisten arbeiten in der Zentrale. Manche arbeiten aber auch von der Schweiz aus.
Müssen sich die Mitarbeiter im Hause modisch anziehen?
Sebastian M.: Fast jeder hier bei Hugo Boss durchläuft eine Art modischer Entwicklung: Viele neuen Angestellten kommen ganz »normal« angezogen zur Arbeit, aber bereits nach kurzer Zeit kleiden sie sich modischer, da man hier vom Umfeld sehr beeinflusst wird – egal, welche Aufgabe man im Unternehmen hat.
Wie kommt es dazu, dass Hugo Boss auch Damenmode herstellt?
Sebastian M.: In den späten 90er-Jahren wollte man die Marke um eine Damenlinie erweitern, um mehr Menschen zu erreichen und eine sogenannte »Lifestyle Marke« zu entwickeln. Eine Zeit lang kam es sogar vor, dass Frauen Männeranzüge in kleinen Größen getragen haben. Somit brachte man die erste Damenkollektion bei der Marke Hugo heraus. Später folgten dann weitere Marken wie Boss Woman und Boss Orange.
Wie entstand der Name Hugo Boss?
Sebastian M.: Die Person Hugo Ferdinand Boss gab es wirklich. Er gründete die Firma. Aber erst seine Nachfahren machten daraus einen Modekonzern, der immer größer wurde und dann auch mit mehr Marken, also Hugo, Boss sowie Boss Orange und Boss Green auf dem Modemarkt sichtbar wurde. (ZmS)
Celine Gampp und Theresa Rohrbach, BZN-Gymnasium Reutlingen, Klasse 9d