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Aktuell Zeitung macht Schule

Blondinen bevorzugt

REUTLINGEN/JIAXING. Die Begrüßung war gigantisch. Überall ragten große Plakate: »Wir heißen Johannes-Kepler-Gymnasium Reutlingen herzlich willkommen« und »Möge die Freundschaft zwischen China und Deutschland ewig dauern«. Wir Deutschen waren zwar müde von der langen Reise, aber total beeindruckt.

»Can I take a photo with you?« Im Reich der Mitte hat man eine Vorliebe fürs Fotografieren - vor und hinter der Kame
»Can I take a photo with you?« Im Reich der Mitte hat man eine Vorliebe fürs Fotografieren - vor und hinter der Kamera. FOTO: ZMS
»Can I take a photo with you?« Im Reich der Mitte hat man eine Vorliebe fürs Fotografieren - vor und hinter der Kamera. FOTO: ZMS

Die Schule ist riesig und überall beobachteten Massen von Chinesen unsere Ankunft. Wir gingen durch gleich aussehende Gänge mit vergitterten Fenstern und kichernden Chinesen, die uns anstarrten, als wären wir Außerirdische.

Nach der Empfangsrede durften wir nach Hause zu unseren Familien. Normalerweise leben die Schüler in der Schule. Wenn der Unterricht vorbei ist, machen sie ihre Hausaufgaben, waschen ihre Schuluniform und kommen meistens nicht vor 23 Uhr ins Bett.

»Packt unbedingt Imodium Akut und ein paar Müsli-Riegel ein«

Die nächsten Tage in der Schule liefen bei allen ungefähr gleich ab: Wir mussten tausende Bilder zusammen mit Chinesen machen. Ständig wurden wir angesprochen mit »Can I take a photo with you?«. Wir fühlten uns wie Rockstars. Marc mit seinen blonden Haaren war bei den chinesischen Mädchen besonders beliebt. Deswegen musste unser Übersetzer ihm einmal den Weg freimachen und die Mädchen verscheuchen.

Der Unterricht in Kalligrafie und Musik hat uns allen viel Spaß gemacht. Was uns aber erstaunte: Normalerweise sitzen in einer chinesischen Klasse 50 bis 60 Schüler - und es ist trotzdem mucksmäuschenstill.

Beim Basketball-Freundschaftsmatch verloren unsere deutschen Jungs haushoch. Was aber auch verständlich war, denn sie mussten gegen die Schulmannschaft spielen. Das Sportfest der Schule wurde mit einer großen Zeremonie eröffnet. Alle, die teilnahmen, bekamen eine Urkunde. Paul sprintete auf Platz eins - was ihm weitere tausend Fotos bescherte.

Nach dem Sportfest wurde für die Abschiedsfeier geprobt. Wir mussten einen Tanz üben und zwei Lieder singen. Die chinesischen Hip-Hop-Tänzer zeigten natürlich etwas mehr als wir mit unserem Partytanz. Als wir uns schließlich verabschieden mussten, flossen sogar Tränen.

In der zweiten Woche reisten wir ohne chinesische Schüler quer durch China, um die Städte zu erkunden und einige Museen anzuschauen. Da wir ziemlich große Strecken zurücklegten, übernachteten wir zweimal im Nachtzug. Alle waren sich einig, dass die Fahrt mit dem Nachtzug einfach dazugehört.

Wir besuchten viele der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Chinas: die Terrakotta-Armee, die Verbotene Stadt, den Himmelstempel, das Tor des himmlischen Friedens und natürlich die Chinesische Mauer.

Was leider nicht eingeplant war, war die Besichtigung der Olympiastadien. Deshalb konnten wir sie nur von außen fotografieren, was vor allem die Jungs enttäuschte.

Mich persönlich hat die Chinesische Mauer am meisten beeindruckt. Manche Stufen gingen mir bis zum Knie und wie sie sich den Berg »hochschlängelt«, hat mir die Sprache verschlagen. Ich fand es aber auch sehr schön, dass wir uns alle untereinander gut verstanden und angefreundet haben. Falls Ihr die Chance zu einem Austausch mit China bekommt, meldet Euch gleich an, denn es ist eine Erfahrung, die Ihr nie wieder vergessen werdet. Packt aber unbedingt »Imodium Akut« und ein paar Müsli-Riegel als Vorrat ein. (ZmS)

Schülerin, Johannes-Kepler-Gymnasium, Klasse 10c