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Aktuell Zeitung macht Schule

Betroffene kapseln sich oft ab

DUSSLINGEN. Schüler haben nicht nur Angst wegen Klassenarbeiten in die Schule zu gehen, sondern auch wegen der Mitschüler. Denn nicht nur in Büros, sondern auch an den Schulen wird gemobbt. Doch was heißt das eigentlich?

Mobbing kann man einfach durch das Wort »lang andauernder Psychoterror« ersetzen, sagen Therapeuten, die sich mit dem Thema Mobbing beschäftigen. Wobei es oft Gruppen oder Cliquen sind, die sich ein Opfer herauspicken und schikanieren oder fertig machen.

Betroffene werden in der Regel über einen längeren Zeitraum gemobbt, was zu Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, Gedankenautomatismen, Idendititäts- und Selbstwertkrisen, neurotische Störungen und Depressionen führen kann. Die Betroffenen schreiben in diesen Phasen schlechte Zensuren, da ihre Gedanken nur um die Quälereien kreisen. Bei Extremfällen wie Verleumdungen, Demütigungen, Drohungen und sexuellen Belästigungen können die Opfer sogar in den Selbstmord getrieben werden. Und das alles nur aus Spaß und nur wegen Kleinigkeiten?

Ignoriert und ausgegrenzt

Bei Meinungsstichproben unter 25 Schülern kam es zu folgendem Ergebnis: Die meisten der befragten Schüler empfinden Mobbing als sehr »harmlos«. Sie definieren es als schlechte Umgangsform, die mit Ignorieren, Herumhacken und Ausgrenzen zu tun hat.

Alarmierend: Viele der Interviewten wissen nach eigenem Bekunden nicht, wo die Grenze ist, um aufzuhören, damit andere nicht körperlich und seelisch geschädigt werden.

Unbeliebte Opfer

Laut Umfrage sind die Hauptmotive für Mobbing Unbeliebtheit der Opfer, Langeweile der Aggressoren und die schlichte Ablenkung vom Alltag. Die Mehrzahl der Befragten hat schon mal jemanden gemobbt, aber auch Mobbing-Opfern geholfen.

Wie kann man sich helfen? Meistens wagen die Betroffenen nicht, jemanden um Hilfe zu bitten, da sie sich schämen oder zu schüchtern sind. Die Quälereien in der Schule sind ein Tabu-Thema für sie, über das sie nicht einmal mit ihrer Familie oder mit ihren Lehrern reden können.

Bei einer Umfrage unter Lehrerinnen und Lehrern zeigt sich allerdings, dass selbst die strengsten Pädagogen ein offenes Ohr für ihre Schüler haben. Sie helfen ihnen, indem sie mit den Tätern sprechen oder mit der ganzen Klasse darüber diskutieren. Wobei, das zeigte sich bei den Interviews: Mobbing scheint zum Alltag dazuzugehören.

Ventil für Frust

Es ist ein Ventil, um Frust raus zu lassen und um sich nicht zu langweilen. Ein ebenso fragwürdiges wie brutales Verhalten, das mit nichts zu rechtfertigen ist. (ZmS)