Logo
Aktuell Zeitung macht Schule

Bei einigen schneit's, andere sind am Strand

Die Deutschen verbringen Weihnachten traditionell mit einem Nadelbaum, zu Hause, im Kreise der Familie. Gemeinsam geht's ganz besinnlich in die Kirche, dann wird beschert und danach gespeist: In der Regel Saiten mit Kartoffelsalat oder Raclette. Die Feiertage verbringt man bei Verwandten und des Öfteren auch mit Zoff, und dann ist auch schon alles wieder vorbei. Andere Länder wie Afrika oder Japan pflegen ihre eigenen Traditionen

REUTLINGEN. Weihnachten - das ist Advent, Plätzchenbacken, Weihnachtsbäume, Familie und vieles mehr. Zumindest bei uns in Deutschland, aber wie sieht das in anderen Teilen der Welt aus? Kommt dort auch der Weihnachtsmann?

Wir haben zwar herausgefunden, dass dieser auch in den meisten anderen Ländern kommt - nur eben als Santa Claus, Père Noel und so weiter - trotzdem kann man sagen: andere Länder - andere Sitten. Also haben wir uns fünf Beispiele herausgegriffen: USA, Australien, Südafrika, Guatemala und Japan. Über die Art, wie Weihnachten dort gefeiert wird, haben uns ehemalige Austauschschüler und andere Menschen, die einige Zeit im Ausland verbracht haben, berichtet.

Geschenkberge und viele Lichter

Anfang Dezember, wenn der Präsident der Vereinigten Staaten im Weißen Haus das erste Licht am Weihnachtsbaum anzündet, beginnt in den USA die Weihnachtszeit, wobei es dort kaum einen Advent in unserem Sinne gibt: Adventskränze und Ähnliches sind dort unbekannt. In den Shoppingmalls fängt jedoch schon nach »Thanksgiving«, also Ende November, die Weihnachtsmusik an, zu spielen.

Die Häuser, Bäume und alles was man sonst noch schmücken kann, werden dekoriert, und das nicht zu wenig: Lichterketten, leuchtende Weihnachtsmänner und Rentiere, riesige Weihnachtsbäume. Uns wurde sogar von einem Baum mit Fernbedienung zur Lichtregelung erzählt. »Santa Claus«, der Mann in Rot kommt in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember durch den Kamin, und vergisst da zufällig seine Geschenke in den Socken der Kids. Der 26. Dezember wird auch als »boxing-day« bezeichnet, weil da jeder die Geschenke, die er nicht mag, umtauschen geht und sich durch die Läden boxt. Eine Austauschschülerin meinte, Weihnachten in den USA habe sie an Disney-Filme erinnert.

In Australien ist an Weihnachten Sommer, die Schüler haben Sommerferien und viele sind den ganzen Tag am Strand. Da viele Australier aus Europa stammen, wurden viele, vor allem britische, Traditionen übernommen. So gibt es auch dort den Weihnachtsmann, gekleidet mit dem typisch dicken roten Mantel. Allerdings würden die sich wohl auch lieber leichter kleiden, doch da bleibt die Tradition hart: Der Mantel muss sein.

Das Haus und der Garten werden oft mit vielen Lichterketten geschmückt. In den Schaufenstern der Läden liegen Sommer- und Badessachen zwischen Kunstschnee - viele Australier haben noch nie echten Schnee gesehen.

Feiern unterm Plastikbaum

Am 24. Dezember beginnt Weihnachten um Mitternacht mit einem Gottesdienst. Dort werden Weihnachtspakete für Bedürftige gesammelt. Zu Hause wird in den Familien der »Christmas Cake«, Weihnachtskuchen, gegessen. Bevor an diesem Tag ins Bett gegangen wird, stellt man für Santa Claus ein Glas Bier und für das Rentier eine Mohrrübe vor die Tür.

Am nächsten Tag gibt es in Australien einen Weihnachtsumzug, und man geht in den Park, um zu singen. Da es um die 35 Grad Celsius hat, wird Weihnachten gern als Strandparty oder Barbecue gefeiert.

Auch in Südafrika wird Weihnachten im Hochsommer gefeiert, aber wie? Dadurch, dass Afrika ein Vielvölker-Staat ist, feiern die verschiedenen Völker Weihnachten auch unterschiedlich. Vor allem die weißen Familien feiern ähnlich wie die Europäer, nur eben am 25. Dezember, statt am Vierundzwanzigsten.

Drei Stunden Gottesdienst

Die meisten schwarzen Familien feiern das Fest in Südafrika anders. Da die meisten von ihnen nicht so viel Geld haben, besitzen sie oft einen Plastikbaum, der manchmal auch nur klein ausfällt. Geschmückt wird er häufig mit kitschiger Dekoration. Geschenke sind dort noch nicht so wichtig wie bei uns. Wenn es welche gibt, dann nur nützliche, wie zum Beispiel Kleidung.

Der religiöse Aspekt steht dort viel mehr im Vordergrund als so mancher es von hier gewöhnt ist. Die Kirche geht um die drei Stunden, es wird viel gesungen und getanzt. Weihnachten wird als riesiges Familienfest gefeiert: man besucht viele Verwandte und trifft sich mit vielen Leuten. Wie bei anderen Festen auch, gibt es dort verschiedene Gerichte. Später klingt das Fest mit viel Musik und Tanz aus.

Christen gibt es in Guatemala viele, deshalb gibt es dort auch die Tradition, dass man etwa eine Woche vor Weihnachten die Weihnachtsgeschichte nachspielt: Kinder laufen durch die Straßen und bitten um »Posada«, um eine Herberge. Sie schlafen jede Nacht woanders und bekommen dort Essen und Trinken.

Weihnachten wird nur am 24. gefeiert und beginnt abends mit einem Gottesdienst, danach werden - ganz gegen das Motto »stille Nacht, heilige Nacht« - Silvesterkracher losgelassen, manchmal sind es auch Raketen, aber meistens einfach irgendwelche Lärmmacher.

An Weihnachten knallt's

Es gibt Geschenke, und es wird viel gegessen. Die Familie steht an diesem Tag im Mittelpunkt, und so kann es vorkommen, dass man öfters mal das Haus wechselt, um Verwandte zu besuchen.

In Guatemala ist es verboten Nadelbäume zu fällen, dort braucht man aber, seit man diese Tradition im Fernsehen gesehen hat, für Weihnachten einen Baum. Also schneiden sich die Leute einfach Äste von den Bäumen ab und nageln sie an einen Besenstiel.

Diese »Besenstielbäume« sehen ganz normal aus, sie haben nur eben mehr Äste als ein normaler Baum. Man kann auch aus Kanada importierte Fichten kaufen, die aber sehr teuer sind. Was uns sehr erstaunt hat, ist, dass in Japan ebenfalls Weihnachten gefeiert wird, obwohl nur ein Prozent der Bevölkerung Christen sind. Viele Japaner feiern am 25. Dezember »den Geburtstag des Weihnachtsmanns«, die meisten jedoch wissen eigentlich gar nicht, warum sie das Fest feiern.

Ohne warme Gefühle

Eine Schülerin, die einige Zeit in Japan verbracht hat, erzählte uns: »Weihnachten ist für Japaner nicht wie für uns ein Familienfest. Es ist eher ein Fest für Verliebte, wie Valentinstag bei uns, wo sich auch größtenteils Verliebte beschenken.« Einige Japaner gehen zur Feier des Tages essen. Und Weihnachtseinkäufe sind wichtig, allerdings war's das dann auch. Das Weihnachtsfest ist dort ausschließlich kommerziell und, wie die Schülerin beschrieb, »leider ohne die warmen Gefühle«.

Für uns war es sehr interessant und auch erstaunlich zu erfahren, wie in anderen Ländern Weihnachten gefeiert wird. Da wir aber schließlich hier in Reutlingen leben, werden wir uns auch dieses Jahr wieder den guten alten deutschen Weihnachtsbräuchen widmen.

Also wünschen wir nun allen Merry Christmas, Feliz Navidad, Geseende Kerfees oder einfach Fröhliche Weihnachten! (ZmS) FOTOS: ZMS



Julia Schaal, Sandra Berndt, BZN- Gymnasium, Klasse 10 d