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Aktuell Musical

Bühnenreife Zeitreise in die Siebziger

STUTTGART . Es ist ein großes und sehr spektakuläres Musical: »Rocky« besteht aus einem sensationellen Bühnenbild mit vielen technischen Tricks. Daher gehört zur Produktion auch das größte und gewaltigste Bühnenbild, das es jemals in der Geschichte des »Stage Palladium« in Stuttgart gab.

Stilechtes Bühnenbild: Retro-Tapeten und durchgesessene Sofas. GEA-FOTO: STEEN
Stilechtes Bühnenbild: Retro-Tapeten und durchgesessene Sofas. GEA-FOTO: STEEN
Stilechtes Bühnenbild: Retro-Tapeten und durchgesessene Sofas. GEA-FOTO: STEEN
Der Zuschauer wird während der Show in die 70er-Jahre nach Philadelphia mitgenommen. Denn genauso sieht es auf der Bühne aus. Das Appartement von Rocky ist total abgewohnt und heruntergekommen, die Tapeten sind dreckig und ziemlich altmodisch. Es gibt einen Kühlschrank der original aus den USA eingekauft worden ist und selbst die Steckdosen sind aus den USA eingeflogen worden, da es solche Steckdosen in Deutschland nicht gibt. So entsteht für die Zuschauer ein echtes, amerikanisches 70er-Jahre- Flair.

Täuschend echte Kulisse

Sogar die Schauspieler sagen, dass sie noch niemals in einer so echten Kulisse gespielt haben. Die Produzenten wollten jedoch nicht nur alles echt wirken lassen, sondern auch den Film auf die Theaterbühne bringen. Die einzelnen Szenen gehen fließend ineinander über und wirken kein bisschen abgehackt. Man hat bei der Produktion auch an die berühmte Treppe in Philadelphia gedacht, auf die Rocky hochsprintet. Diese Treppe hat während der Show aber auch noch eine andere Funktion.

Die Treppe wird für den finalen Boxkampf zu Zuschauerrängen umgebaut. Auch die Rinderhälften dürfen nicht fehlen, welche Rocky zur Vorbereitung auf den Kampf als Trainingspartner nutzt. Diese sind so originalgetreu nachgemacht, dass man meinen könnte, sie seien echt. Es wurde nicht nur ein spektakuläres Bühnenbild erschaffen, sondern auch die dazugehörige Technik ist sensationell. Beim finalen Boxkampf wird der 3,5 Tonnen schwere Boxring über die ersten sechs Ränge gezogen und fährt so mitten in den Zuschauersaal. Die bisher auf diesen Plätzen sitzenden Besucher dürfen dann als Zuschauer des Boxkampfes auf die Bühne der Show steigen. Die ganze Kulisse besteht aus Unmengen von Stahl.

Das Ganze ist so schwer, dass man den Bühnenboden bis zum Fundament des Theaters verstärken musste. Deshalb können die Orchestermusiker auch nicht vom Orchestergraben aus spielen, sondern verfolgen die Show an Bildschirmen, um ihren Einsatz nicht zu verpassen.

Da so viel Technik in dem Musical steckt, muss vor jeder Show ein Technik-Check gemacht werden. Dabei wird sogar jede einzelne Lampe überprüft.

Genau wie das Bühnenbild, sind auch die Perücken und Klamotten perfekt im Stil der 70er-Jahre. Alles ist sehr aufwendig und – so gut es geht – originalgetreu gestaltet. Somit gibt es bei den Kostüm- und Maskenbildnern immer etwas zu tun. Die Vielfalt ist überwältigend. Für die 33 Schauspieler, die bei diesem Musical tätig sind, gibt es über 130 verschiedene Perücken. Und diese sind gewiss keine einfachen Perücken aus einem Faschingsladen.

Eine Perücke besteht aus ungefähr 100 000 Echthaaren, die alle von Hand befestigt werden. Dies dauert dann schon einmal eine ganze Woche. Auch das Anbringen ist aufwendiger als gedacht, bei langen Haaren müssen die eigenen Haare der Schauspieler »geschneckelt« werden, also eingedreht und dicht an der Kopfhaut festgemacht. Darüber kommt noch eine Art Strumpf und erst dann wird die Perücke aufgesetzt.

Aber die Maske ist nicht nur für die Frisuren und etwas Puder auf den Wangen verantwortlich, auch die Tontechnik fließt dort mit ein. Die streichholzgroßen Mikros werden in das Make-up und die Frisur eingearbeitet, sodass sie für die Zuschauer nicht erkennbar sind. Auch bei den Klamotten wird Authentizität großgeschrieben, viele der Kostüme sind Originalteile von Flohmärkten und Second Hand Läden aus den USA. Sie sollen das Flair der 70er und den Lagerhallenstyle hervorheben.

1 200 Kostümteile in 340 Outfits

In der Kostümabteilung gibt es insgesamt über 1 200 Kostümteile, die zu 340 Outfits zusammengestellt werden. Um bei so vielen Kleidungsstücken den Überblick zu behalten, herrscht eine strikte Ordnung. Die Outfits, die abends gebraucht werden, hängen in der sogenannten »Blackbox« hinter der Bühne. Für einen möglichst schnellen Outfitwechsel sind an den meisten Kleidungsstücken Klettverschlüsse angebracht.

Zusätzlich wird den Schauspielern beim Anziehen geholfen. Wenn jedoch die Zeit zu knapp ist, um hinter die Bühne zu gehen, ziehen sich die Schauspieler direkt auf der Nebenbühne um. Ein Musical ist eben mehr als Singen, Schauspielern und Tanzen. (ZmS)

Janina Wolf und Lea Maginski, Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium Metzingen, Klasse 9