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Aktuell Zeitung macht Schule

An der falschen Stelle gespart

Giebenrath!, schrie der Professor. "Schlafen Sie denn?" Der Schüler schlug langsam die Augen auf, heftete sie erstaunt auf den Lehrer und schüttelte den Kopf." Dieses Zitat stammt aus dem Buch "Unterm Rad" von Hermann Hesse und beschreibt, wie ein einstig sehr guter Schüler nicht mehr aufmerksam sein kann, da ihn der Leistungsdruck regelrecht krank gemacht hat.

In der heutigen Zeit, sagen sich sicher einige, haben die Schüler doch noch Zeit, ständig im Internet zu surfen oder permanent SMS mit dem Handy zu verschicken, da stehen sie sicher nicht unter Leistungsdruck. Dieses klischeehafte Bild könnte sich jedoch bald ändern, denn mit der Einführung des achtjährigen Gymnasiums in Deutschland wird genau das erhöht: der Leistungsdruck.

In einer Zeit, in der die Arbeitslosenquote unnatürlich hoch ist, ist es nur normal, dass die jungen Leute noch bessere Chancen auf einen Ausbildungsplatz bekommen möchten. Der erste Schritt dorthin führt übers Gymnasium. Doch dort ist es für Fünftklässler inzwischen schon zur Normalität geworden, dreimal in der Woche Nachmittagsunterricht zu haben, meistens bekommen sie dann auch noch Hausaufgaben. Zu viel für manch einen.

Das ohnehin schon hohe Niveau der Gymnasien wird dadurch noch mehr angehoben. Das Ergebnis: die Gymnasien werden zu Eliteschulen - zu Schulen, die nur noch die Besten besuchen können. Dem »Durchnittsschüler« bleibt dann nur noch die Realschule, was weniger hohe Qualifikationen und somit schlechtere Arbeitsaussichten bedeutet. Und all das nur, weil das Land Geld sparen will. Natürlich ist es billiger, wenn Schüler nur acht und nicht neun Jahre unterrichtet werden müssen. Dazu kann man nur sagen: An der falschen Stelle gespart!

In Hermann Hesses Buch stirbt die Hauptfigur letzten Endes wegen des Leistungsdrucks. Das ist heute sicherlich nicht mehr der Fall bei den Schülern. Aber durch die Einführung des G8 haben die Schüler ein Jahr weniger Zeit zu lernen, was ihren Bildungsstandard verkleinert. Denn wer bei der Bildung der Schüler spart, spart letzten Endes an ihren Zukunftsaussichten.



Friedrich-List-Gymnasium, Klasse 9d