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Über den Wolken - ohne Motor

MÖSSINGEN. Ich mache meinen Startcheck und kontrolliere die Freigängigkeit der Ruder, das heißt, ich kontrolliere, ob die Ruder frei beweglich steuerbar sind. »Ich bin startbereit«, teile ich meinem Fluglehrer Reiner Gaa mit, der hinter mir sitzt. Dies ist heute mein erster 50-Kilometer-Dreiecksflug mit Lehrer, normale Flüge habe ich schon um die 200 Stück in drei Jahren absolviert.

Ich schließe die Haube. Das Schlepp-flugzeug rollt ein Stück vor und das Seil spannt sich. Es setzt sich in Bewegung und nach wenigen Metern sind wir in der Luft. In 500 Metern über dem Fluggelände klinke ich aus. Nach wenigen Sekunden wandert der Zeiger meines Variometers auf »zwei Meter pro Sekunde steigen«. Ich kreise in die Thermik ein und kurbele uns auf zirka 1 500 Meter Höhe. Nun fliege ich in Richtung erster Wendepunkt, der 20 Kilometer Luftlinie vom Platz entfernt liegt.

Links vor mir sehe ich ein paar Wolkenflehen, die sich vergrößern. Das bedeutet, dass sich unter der Wolke mit großer Wahrscheinlichkeit Thermik befindet. Ich verlagere meine Flugrichtung weiter nach links. Inzwischen zeigt mein Höhenmesser 1 200 Meter. Unter der Wolke angekommen, schnellt der Zeiger des Variometers auf »drei Meter pro Sekunde steigen«. Als ich auf meinen Höhenmesser blicke, zeigt dieser knappe 1 800 Meter Höhe an. Ich bin nun nur noch zirka zehn Kilometer vom Wendepunkt entfernt.

Nervosität vor der Landung

Als ich dort angekommen bin, habe ich so viel Höhe verloren, dass es mir zum zweiten Wendepunkt nicht mehr reicht, geht mir durch den Kopf. Also muss ich wieder einen »Bart« - das sind enge Aufwinde - finden. Mein Fluglehrer fragt mich, ob ich links die zwei kreisenden Segelflugzeuge sehen würde. Ich antworte ja und fliege zu ihnen hinüber, und tatsächlich zeigt mein Variometer wieder »einen Meter pro Sekunde steigen« an.

Mir reicht die Höhe gerade, um den noch etwa zwölf Kilometer entfernten zweiten Wendepunkt zu erreichen. Nach der Umrundung des zweiten Wendepunktes bin ich jedoch so niedrig, dass ich es nicht mehr zum Heimplatz geschafft hätte. Da ich bereits in Richtung Heimat unterwegs bin, aber keine Thermik finde, werde ich langsam nervös. Ich frage meinen Fluglehrer, ob ich auf einer Wiese landen soll, und ob er die Landung übernehmen würde. Er verneint meine Frage und sagt, dass ich bei meinem 50-Kilometer-Dreiecksflug, den ich allein fliege, auch niemanden hätte, der mir helfen kann.

Schon wollte ich den Anflug auf eine Wiese beginnen, als plötzlich zwei Bussarde über mein Cockpit hinweg fliegen. Da fällt mir ein, dass Vögel ein Gefühl dafür haben, wo sich Thermik befindet.

Ich fliege den Vögeln kurz hinterher und sehe dann, dass mein Variometer wieder im Bereich »Steigen« ist. Ich kann jedoch noch nicht ordentlich kreisen, weil ich immer noch so nervös bin, trotzdem gelang es mir relativ schnell an Höhe zu gewinnen.

»Diese Höhe reicht, um den Heimatplatz zu erreichen«, geht es mir durch den Kopf. Richtig erleichtert bin ich jedoch erst, als ich den Landeplatz unter mir sehe. Nun baue ich nur noch die Resthöhe ab und setze zur Landung an, die mir auch prima gelingt. Als ich aus dem Flieger aussteige und wieder auf festem Boden stehe, freue ich mich so richtig. Mein Fluglehrer meint, dass ich den 50-Kilometer-Dreiecksflug, der Teil der Segelflugprüfung ist, gut schaffen werde. Diesen Flug habe ich inzwischen in Tschechien absolviert. (ZmS)



Philipp Epple, Alexander Weihs, Dietrich Bonhoeffer Gymnasium, Metzingen, Klasse 10 b