TÜBINGEN. Die Meisten in der Gegend haben vermutlich schon davon gehört: Mit dem Regionalstadtbahnprojekt Neckar-Alb sollen Bahnstrecken in der Gegend besser verknüpft werden. Wir haben Christoph Lederle dazu interviewt. Er ist im Tübinger Stadtrat und dort auch im Ausschuss für Planung, Verkehr und Stadtentwicklung tätig.
Was ist denn das Regionalstadtbahnprojekt eigentlich genau?
Christoph Lederle: Vorhandene Bahnstrecken werden verbessert und elektrifiziert, um die Taktfrequenz zu erhöhen. Auch werden Bahnstrecken in die Städte Reutlingen und Tübingen hineingebaut. Das Ziel ist wie gesagt eine höhere Taktfrequenz und die Möglichkeit, in die Innenstädte Reutlingen und Tübingen umsteigefrei hineinzufahren.
Damit haben Sie einen Teil der zweiten Frage, welche die Vor- und Nachteile des Projektes sind, auch schon beantwortet. Gibt es denn noch etwas, was wirklich nachteilig daran ist?
Lederle: Es ist natürlich an manchen Stellen so, dass vorhandene Buslinien abgeschafft werden, weil die Regionalstadtbahn dort die Sache übernimmt. Das kann für einige Leute ein bisschen unbequemer oder ungewohnt werden. Außerdem kann man es als Nachteil empfinden, dass die Züge durch die Stadt fahren und Gleise auf der Straße liegen. Radfahrer müssen dann beispielsweise aufpassen, dass sie nicht ins Gleis reinkommen. Außerdem ist das System an manchen Stellen etwas störungsanfällig, weil eine Bahn ja gezwungen ist, im Gleis zu fahren und nicht ausweichen kann wie ein Bus. Ansonsten sehe ich aber enorm viele Vorteile.
Und wie wird das Projekt realisiert?
Lederle: Da müssen die ganzen Partner sehr eng zusammenarbeiten. Vor allem die Landkreise müssen sich gut koordinieren und einigen, vor allem auch über die Finanzierung. Auch das Land Baden-Württemberg ist ein wichtiger Projektpartner, der rund 20 bis 30 Prozent zahlen soll, und vor allem die Bundesrepublik Deutschland die mit 60 Prozent den größten Teil finanziert. Deshalb muss man natürlich jetzt, wenn man hier auf Ebene der beteiligten Landkreise Einigkeit hat, schauen, dass man bei der Landesregierung in Stuttgart das Okay kriegt für das Projekt und dann zur Bundesrepublik gehen, also zum Bundesverkehrsminister.
Und welche Rolle spielen Sie dabei?
Lederle: Wir als Gemeinderat haben die Stadt Tübingen damit beauftragt, konkrete Planungen für die Innenstadtstrecke zu machen, was jetzt auch schon weit vorangeschritten ist. Außerdem müssen wir auch die Bürger über den derzeitigen Stand informieren und ihre Meinung hören.
Wir haben uns schon im Voraus ein bisschen über das Projekt informiert und gehört, dass das Projekt in Modulen aufgebaut ist. Was genau hat es damit auf sich?
Lederle: Das Projekt soll in zwei bis drei Modulen realisiert werden. Modul eins ist hauptsächlich die Ertüchtigung der Strecke von Tübingen über Metzingen nach Bad Urach mit neuen Haltestellen und der Elektrifizierung. Modul zwei sind der Aus- und Neubau anderer Strecken, zum Beispiel der Neubau der Gomaringer Spange, einer Strecke zwischen Gomaringen und Reutlingen, und die Ertüchtigung der Zollernalbbahn. Die Innenstadtstrecken von Reutlingen und Tübingen werden offiziell zu Modul zwei dazugezählt, sind aber eigentlich das Modul drei.
Wissen Sie etwas über den zeitlichen Umfang der Module?
Lederle: Wenn es gut läuft, wird 2019 mit Modul eins begonnen und eventuell bis 2021 fertiggestellt. Da Modul zwei und drei viel zeitaufwendiger sind, auch in der Vorbereitung, kann man hoffen, dass sie 2026 bis 2027 fertiggestellt werden.
Und wie wird es jetzt weitergehen?
Lederle: Im Frühjahr ist wahrscheinlich das Land Baden-Württemberg mit der Prüfung fertig, das Ergebnis wird sicher positiv sein, und dann wird der Antrag an den Bundesverkehrsminister weitergegeben. Man kann hoffen, dass 2019 mit den Arbeiten begonnen werden kann. (ZmS)
Daniel Takke und Florian Heiter, Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium, Metzingen , Klasse 9d