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Aktuell Leserbrief

»Zur Stabilisierung der Demokratie beitragen«

Zum Leserbrief »Zusammenhalt kurzsichtig geopfert« vom 17. Februar und zur Demo vom 26. Januar (per E-Mail)

In einem Leserbrief vom 17. Februar wird moniert, dass Schaufensterreden gegen die AfD und die hundertste Demo für Demokratie die fortschreitende Spaltung der Gesellschaft nicht verhindern würden. Dem stimme ich zu: Sich einmal auf dem Marktplatz zu versammeln, wie es fast 8.000 Menschen am 26. Januar in Reutlingen getan haben, erwirkt noch keine Trendwende im Denken der Menschen. Dennoch war die Demo ein wichtiges Zeichen – hat sie doch gezeigt, dass es so viele Menschen in Reutlingen gibt, denen demokratische Werte, Menschenrechte und unser Grundgesetz als Basis des Zusammenlebens wichtig sind.

Dies zeigte sich in der Vorbereitung, als sich so viele Vereine, Verbände, Parteien, Unternehmen vom einzelnen Bürger bis zum Oberbürgermeister angeschlossen und unterstützt haben. Dies zeigte sich vor allem auch am Tag der Demo selbst, als Reutlingen einmalig in der jüngeren Geschichte der Stadt ein beeindruckendes Bild des Zusammenhalts gezeigt hat.

Oft wird moniert, dass die Erkenntnis, dass man die Bürger einbeziehen und hören müsse, bei Kommunalpolitik und Verwaltung nicht angekommen sei. Dem möchten drei Parteien aus Reutlingen entgegenwirken. In Bezug auf Gesprächsangebote haben es sich SPD, Linke und Grüne und Unabhängige auf die Fahnen geschrieben, in Kontakt zu den Bürgern zu treten. Unabhängig vom Wahlkampf haben die Parteien abwechselnd samstags auf dem Marktplatz einen Stand, um Bürgern die Möglichkeit zum Austausch zu geben. Dieses Gesprächsangebot ist ein weiterer Baustein im Bemühen um demokratischen Austausch, sachliches Ringen um Positionen und ein Gegengewicht zu Populismus und Diffamierung. In diesem Bemühen steht deutlich der gesellschaftliche Zusammenhalt im Vordergrund.

Vielleicht können wir als Stadtgesellschaft abseits der Kommunalpolitik weiter das Engagement gegen Rechtsradikale aufrechterhalten. In unserer Stadt geschieht schon viel. Zum Auftakt der internationalen Wochen gegen Rassismus findet am 11. März auf dem Marktplatz eine Aktion statt, bei der Kartons, die Vereine, Verbände, Unternehmen, Schulklassen, Pfadfindergruppen und Einzelpersonen gestalten, gestapelt werden. All diese Kisten stellen das Thema Menschenrechte in den Mittelpunkt. Und vergessen wir nicht das »Bündnis für Menschenrechte«, dessen Vertreter jeden Samstag an der Citykirche ein Gesprächsangebot machen und auf die Relevanz der Menschenrechte und die Sorge um deren Gefährdung hinweisen. Wenn wir gemeinsam dran bleiben, können wir in Reutlingen hoffentlich zur Stabilisierung der Demokratie beitragen. Wichtig ist auch, dass wir miteinander reden und Menschen, die politisch immer weiter weg von unseren Grundwerten rutschen, deutlich machen, wie wichtig Grund- und Menschenrechte sind und welch großen Schatz wir mit unserem seit 75 Jahren geltenden Grundgesetz haben. Das große Engagement der Stadtgesellschaft bei der Demo mit Beteiligung zahlreicher Kommunalpolitiker lässt hoffen, dass wir mehr miteinander als übereinander reden und das Wohl der gesamten Stadtgesellschaft im Blick behalten.

 

Cathy Hammer, Reutlingen