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Aktuell Leserbrief

»Zu wenig über die AfD berichtet«

Zum Kommentar »AfD beschimpfen ist keine Antwort« vom 10. Juni (per E-Mail)

Ob es sich die Verfasserin nicht zu einfach macht, wenn sie die politische Großwetterlage beschreibt und dann vermutet, dass viele Politiker linker Parteien das Bedürfnis der Menschen nach Sicherheit und Stabilität nicht erkennen?

Auch die angeführten Beispiele, dass der Sozi Weigle auf Instagram öffentlich einen AfD-Stimmzettel zerknüllt und der Vorsitzende Sozi Akkeceli bei einer Demo Plakate »ekelhAFD«ten Inhalts über den Marktplatz trägt, sind für eine Wahlanalyse eher ungeeignet. Wenn tatsächlich das »Erstarken« der AfD in Europa, Kreis und Stadt begründet werden soll, sollte man tiefer gehen: Ich habe in der vergangenen Periode des Gemeinderates als Mitglied der SPD-Fraktion sehr bedauert, dass der GEA so wenig über die AfD berichtet hat. Sonst hätten die Leser erfahren, dass sich die damalige Fraktion nach kurzer Zeit durch Streit zerlegt hat und dadurch auch den Fraktionsstatus und die damit verbundenen Rechte verloren hat, dass ein Mitglied in der Mehrheit der Sitzungen durch Abwesenheit geglänzt hat, sich für die bevorstehende Wahlperiode aber erneut an prominenter Stelle erfolgreich wiederbeworben hat, und dass die Vertreter der AfD sich bei Abstimmungen weit mehr als andere Fraktionen der Stimme enthalten haben.

Wenn diese »starken Positionen« dann auch ab und zu in der Berichterstattung des GEA Niederschlag gefunden hätten, hätten die Wähler mehr Möglichkeiten gefunden, ein fundiertes Urteil zu fassen.

Ohne Zeitungen haben es politische Parteien sehr schwer, ihrer grundgesetzlichen Aufgabe der Willensbildung (Artikel 21) gerecht zu werden.

 

Johannes Schempp, Reutlingen