Logo
Aktuell Leserbrief

"Wo ist da jetzt der Skandal?""

Zum Artikel »Baerbock ignoriert Nachtflugverbot« und zum Kommentar »Grüne Doppelmoral« vom 3. Juli (per E-Mail)

Am Mittwoch, 3. Juli, prangte auf der ersten Seite oben genannte Schlagzeile und auf Seite 3 monierte Martin Zimmermann die Doppelmoral der Grünen. Am gleichen Tag habe ich dann beim Spiegel auf der Instagram-Seite gelesen (allerdings auch nur im Kleingedruckten), dass der Flieger am nächsten Tag sowieso in Luxemburg benötigt wurde, weil es von da aus am gleichen Tag weiter gehen sollte nach Israel. Außerdem stand der Flieger als Ersatzmaschine für Kanzler Scholz schon in Frankfurt am Flughafen. Wo ist da jetzt der Skandal?

Aus genau dieser Art der Berichterstattung entsteht das Misstrauen in die Politik und eine Stimmung gegen die Ampelregierung und im speziellen gegen die Grünen. Leider ist das kein Einzelfall. Hauptsache, man kann mal wieder den Grünen etwas vorwerfen, die mag ja eh keiner. Ob das dann immer die ganze Wahrheit ist, ist ja nicht wichtig, denn »Aufreger«-Schlagzeilen nutzen den Abozahlen.

Es wird nicht explizit die Unwahrheit gesagt, aber man lässt einfach einen Teil der Geschichte weg. Das hat nichts mit kritischem Journalismus zu tun. Und selbst wenn dann eine Klarstellung im Nachhinein erfolgen sollte, liest das doch keiner mehr und die ursprüngliche Schlagzeile bleibt haften. Kritischer Journalismus bedeutet für mich, dass man sich kritisch mit einem Thema oder einer Person auseinandersetzt und vielleicht sogar Beispiele aufzeigt, wie es besser ginge. Aber reines Draufhauen und zitieren von populistischen Aussagen (siehe Zitat Kubicki) ist nur Stimmungsmache.

Wen wundert es denn da noch, dass die Leute ihr Heil in Verschwörungsmythen und einfachen populistischen Parolen suchen. Die politische Lage in Deutschland ist eh schon im Keller, da muss man nicht auch noch mit Halbwahrheiten die Stimmung anheizen. Ich wünsche mir mehr Einordnung und kritisches Hinterfragen durch die Medien.

 

Bettina Hermes, Reutlingen