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Aktuell Leserbrief

»Wir wollen keine Rennstrecke«

Albaufstieg der B 312 bei Lichtenstein (per E-Mail)

Für den neuen Albaufstieg der B 312 bei Lichtenstein wurde nach Abstimmung mit den Behörden von allen Beteiligten der Entwurf einer Streckenführung für die Bundesstraße B 312 und B 313 in einer Deckeltrasse auf der früheren Bahnlinie vorgelegt. Eine solche Deckeltrasse, die in offener Bauweise ohne Tunnelbohrungen erstellt werden kann, genau wie in Pfullingen, in Dußlingen oder in Balingen, wurde von der Bundesregierung genehmigt, im Verkehrswegeplan im vordringlichen Bedarf aufgenommen und die Geldmittel dafür sind im Haushalt eingestellt worden. Auf dieser Deckeltrasse soll dann auch die Regionalstadtbahn durch Unterhausen und weiter auf die Alb bis nach Engstingen gebaut werden.

Ohne vorherige Information der betroffenen Gemeinden und ohne jegliche Bürgerbeteiligung hat das Regierungspräsidium nun verkündet, dass diese Trasse verworfen wird und eine aufwendige neue Strecke mit mehreren Tunneln westlich von Lichtenstein gebaut werden soll. Ein brennendes Elektroauto in einem dieser Tunnel wäre eine folgenschwere Katastrophe. Die Streckenführung des Albaufstiegs darf keinesfalls zu weit von der bisherigen Linie abweichen, da sonst die langsameren Lkw auf der Umgehungsstraße fahren und die Pkw noch schneller als heute durch den Ort fahren und vor allem auf den Seitenstraßen durch Lichtenstein rasen, an denen keine Blitzer stehen.

Das Argument mit ein paar Prozent mehr Steigung zieht heute nicht mehr. Fernlastzüge haben heute 450 KW und mehr und können bis 80 km/h und mehr problemlos mithalten. Wenn wir eine vierspurige Straße auf die Alb bekommen, dann zieht diese unweigerlich noch mehr Verkehr an und der gut gemeinte Effekt verpufft. Wenn die Straße dann ab dem Kreisverkehr wieder zweispurig wird, entsteht der gleiche Bremseffekt wie jetzt am Ortsanfang von Lichtenstein – und der Verkehr staut sich dann auf der doppelspurigen Rennstrecke am Berg. Wenn der Albaufstieg mit zwei Fahrspuren auf die Alb führt, werden sich nur die Lkw gegenseitig überholen und die Pkw kommen auch nicht schneller voran. Wir brauchen keine »Elefantenrennen« auf unseren Straßen.

Die B 312 und B 313 – auf gleicher Strecke – führen zweispurig durch den Scheibengipfeltunnel und durch den Ursulabergtunnel und dann weiterhin zweispurig nach Lichtenstein. Es reicht aus, wenn der Verkehr künftig ohne Tempo-30-Regelung durch die Deckeltrasse durch Unterhausen fahren kann. Wenn Lichtenstein eine Umgehungsstraße außerhalb des Ortes bekommt – egal mit wie vielen Spuren – muss die jetzige B 312 in Honau als Sackgasse enden, da sie sonst als Lkw-mautfreier Schleichweg und Strecke für Raser genutzt wird.

Bei der letzten Verkehrsplanung hat man uns ausgebremst mit dem Argument, dass die vorliegenden Gutachten und Messungen mehr als fünf Jahre alt sind. Diesen Punkt haben wir jetzt schon wieder fast erreicht und der Planungsbeginn ist noch nicht absehbar.

Wenn wir uns jetzt auf eine neue Trassenführung einlassen, verlieren wir die Zusage für den Albaufstieg. Bei der Neubewertung fallen wir dann sofort hinten runter, weil die Kosten-Nutzen-Rechnung viel schlechter ausfällt – aber genau das ist ja vielleicht beabsichtigt.

 

Werner Neubrander, Bürgerinitiative »Wir sind Lichtenstein«, Lichtenstein