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Aktuell Leserbrief

»Wiese ade, scheiden tut weh …«

Gewand Ersberg in Betzingen (per E-Mail)

Der Ersbergweg. Er grenzt unmittelbar an das Gewand Ersberg in Betzingen. Eine bürgerliche Idylle, die die Landschaft an der nördlichen Peripherie Betzingens prägt. Ein Wiesenbiotop, durch das der Ersbergbach fließt … mal gar nicht, mal spärlich, doch bei starken Regengüssen hebt sich der Grundwasserspiegel in der Senke bedrohlich. Die Wiesen sind auch ein effektiver Trinkwasserspeicher.

Auch sind hier die Betzinger Streuobstwiesen mit ihrem sprießendem Grün ein Paradies für eine artenreiche Tierwelt und deren Nahrung. Was genau lebt in unserer Nachbarschaftswiese? Frösche, allerlei Insekten, Mäuse, Katzen, Ameisen, Hasen, Wiesel, Maikäfer, Maulwürfe, Pferde und unzählige Vogelarten: Graureiher, Spatzen, Amseln, Finken, Drosseln, Raben, Elstern. Und im Frühjahr und Spätherbst grast eine große Schafherde, sie liebt die Wiese wegen ihres kräftig gewachsenen Grases. Fertig, wandert sie mitten durch den Ort in ihr Gehege am anderen Ende Betzingens.

Auf dieser Wiesenwunderwelt um uns herum, ist immer was los … Der Löwenzahn blüht. Kräuter und farbige Blumenteppiche entstehen. Wie jedes Jahr von Neuem. Doch sie sind nicht nur schön anzuschauen, sondern auch ein einzigartiger Lebensraum für Beobachter, Kinder, Spaziergänger und Tiere (auch viele Hunde aus nah und fern wissen die Wiesen zu nutzen).

… noch ist die grüne Wiese ja nicht »bebaut« …! Die großen Heuwiesen sind für die Landwirtschaft und die Tierwelt nützlich. Aus diesem Grunde sind sie ja auch als »FFH-Wiese« gesetzlich geschützt. Traditionelle Bewirtschaftung ist eine Selbstverständlichkeit, denn das Gras muss gemäht und gewendet werden. Dann wird alles zu Heuballen gebündelt, aufgeladen und abtransportiert. So versorgen die Wiesen, Jahr für Jahr, verschiedene Nutztiere mit kräftigem Viehfutter. Danke den Landwirten. Die grüne Wiese zu retten, war ein aussichtsloser Naturschutzversuch. Ein frommer Wunsch. Denn jetzt wird gebaut! Die Stadt (nachdem sie die Wiese vor kurzer Zeit an die GWG verkauft hat) und die GWG werden nun, ruckzuck, einen Teil dieser harmonischen Natur durch bauliche Maßnahmen gewaltig verändern (siehe Berichte im GEA. Baubeginn 2024, Bauende 2025). Nun ja, der Betzinger Gemeinderat und das Reutlinger Rathaus haben das Projekt eh längst abgesegnet. Schade.

 

Hermann Mayer, Reutlingen