Sehr geehrte Frau Pfeiffer, Ihr Ärger ist auch der unsrige und der vieler Opfer der hochgelobten und viel beschworenen Digitalisierung. Wir haben wie viele andere Dienstleister der GWG und der öffentlichen Hand leider auch das Problem, dass wir für die Bedienung der bestimmt sicheren, aber komplizierten digitalen Formate oft mehr Zeit benötigen als für die eigentlichen, abrechenbaren Arbeiten.
In konkreten Fällen der öffentlichen Hand gilt dies – oder eben auch mit der GWG Reutlingen (Balkonsanierungen), wo für die zu erbringenden Leistungen wir circa drei Wochen benötigen, für die Modalitäten unter dem vorgeschriebenen Format aber dann doch acht Wochen lang in fast täglichem Austausch mit den zuständigen Sachbearbeitern standen, um das Digitalformat zu handeln. Geht so modernes Wirtschaften? Eher nicht!
Das ist natürlich keine Kritik an den Angestellten der öffentlichen Hand beziehungsweise denen der GWG, sondern ein Hinweis darauf, dass es nun mal Bereiche gibt, und immer wieder geben wird, welche durch die Digitalisierung nur verkompliziert werden können, aber in keiner Weise den viel gepriesenen Fortschritt bedeuten.
Hier werden Bürger, öffentlich Angestellte und gewerbliche Arbeitskräfte mit zusätzlicher Sisyphusarbeit blockiert, was leider heute viele Seiten, so auch Frau Pfeiffer, beklagen. Produktivität, welche anderswo dringend fehlt.
Als Bürger und selbstständiger Unternehmer ist mir nicht klar, wie es zu der gebetsmühlenartigen Seligsprechung dieser Art der Digitalisierung kommen kann, wenn doch jeder Krankenzettel oder jede Amtshandlung auf einem neuen Format bearbeitet werden muss. Rational und zielführend scheint mir dies vor allem für den finanziellen Kontrollmechanismus unseres Staatsapparates zu sein, der größtmögliche Transparenz herstellen möchte oder vielleicht auch größtmögliches Misstrauen in seine Bürger hegt und so die gewünschten Kenntnisse einfacher zu erlangen glaubt.
Solange diese Formate nicht weitestgehend bedienerfreundlicher werden, werden diese Entwicklungen nur zur Mehrarbeit und zum Bremsschuh in der überbordenden Bürokratie unserer Gesellschaft werden. Leider bleibt mir im Moment nur das Lamento diesbezüglich, außer eben dem Hinweis, dass auf jahrzehntealtes Know-how – wie schreiben und lesen auf und von profanem Papier oder einem Schreibprogramm des heimischen Rechners – wieder zurückgegriffen werden kann und oftmals auch sollte. Zumindest, solange all dies der schnellere und somit auch günstigste Weg ist. Digitalisierung ja, aber bitte immer unter dem Gesichtspunkt der Vereinfachung und nicht vor dem Hintergrund der akademischen Selbstgefälligkeit kleiner elitärer Gruppen, welche dann nur unnötig Zeit und Geld kostet.
Michael Maier, Reutlingen