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Aktuell Leserbrief

»Sozialer Sprengstoff«

Zum Artikel »Jeder Dritte kriegt nur 1.100 Euro Rente« vom 14. Februar (per E-Mail)

Der Minister für Arbeit und Soziales Hubertus Heil ist anscheinend an der Reformierung des Rentensystems. Er will das Rentenniveau auf 48 Prozent des durchschnittlichen Verdienstes aller Rentner halten. Ein weiteres Absacken dieser Quote würde gleichbedeutend mit geringeren Renten für die Zukunft stehen.

Dass das Bündnis Sahra Wagenknecht sich für eine Verbesserung der Renten einsetzen will, ist löblich, doch das ist zuerst mal rein populistisch. Die Ursache liegt an unserem nicht wirklich reformierbaren Rentensystem. Solange nicht alle Sozialabgaben von in einem Arbeits- oder Dienstleistungsverhältnis oder selbstständig stehenden Menschen in einen Rententopf gehen, ist jegliche Verbesserung der Renten utopisch. Im zitierten Österreich geschieht das ganz anders, indem alle Rentenbeiträge in einen Topf gehen. Es wird nicht unterschieden zwischen Freiberuflern, Rentnern, Selbstständigen oder Pensionären.

Wenn der deutsche Staat die Empfänger einer staatlichen Pension zwingen würde, in das »Ein-Topf-System« einzubezahlen, würde das zu einer Revolution führen. Der Grund ist simpel, da das Niveau der Bezieher einer staatlichen Pension natürlich erheblich fallen würde.

Außerdem ist kaum zu erwarten, dass die Politik den Staatsdienern in die Tasche greift. Gerade die enorme Inflation tut vielen Rentnern sehr weh und treibt zunehmend Menschen in die Altersarmut. Das betrifft die Bezieher einer staatlichen Pension auch, doch nicht so sehr. Im Jahr 2020 hat der Staat Pensionen nach »Statista« von gut 75,6 Milliarden Euro ausbezahlt. Im gleichen Jahr für Renten nach Bundeszentrale für politische Bildung 338 Milliarden Euro.

Das Problem, dass wegen den Babyboomern immer mehr Menschen in Rente kommen und gleichzeitig geburtenschwache Jahrgänge das Ungleichgewicht nicht ausgleichen können, wird der Staat immer mehr bezuschussen müssen.

Da steckt auf Dauer ganz viel sozialer, aber auch politischer Sprengstoff drin. Spätestens dann, wenn der Staat sich die Bezuschussung nicht mehr leisten kann und kürzen muss. Das würde massenhaft Rentner in die Altersarmut treiben.

 

Joachim Steinmaier, Dettingen