Mit Entsetzen haben wir die neuen Öffnungszeiten des Reutlinger Wellenfreibads in der Lokalzeitung gelesen. Reutlingen besitzt ein sehr schönes und weitläufiges Freibad. Und dieses Bad soll nun während viereinhalb Stunden des Vormittags geschlossen bleiben?
Gerade in einer Zeit der steigenden Sommertemperaturen mit oft extremer Hitze ist dies aus gesundheitlichen und sozialen Gründen nicht zu verantworten: Nachdem die Öffnungszeit schon auf 10 Uhr reduziert worden war, kamen in den letzten Jahren ab 10 Uhr viele ältere Menschen sehr regelmäßig zum Schwimmen und zur Abkühlung ins Bad – gerade für Ältere ein unschätzbarer Wert für ihre Gesundheit. Im Trubel des Nachmittags ist es für sie kaum möglich, abseits der abgegrenzten Sportbahnen in Ruhe ihre Bahnen zu ziehen. Und was ist mit den Schulklassen, die bisher am Vormittag ins Freibad kamen? Sie können nicht beliebig auf den Nachmittag ausweichen, denn Sportunterricht lässt sich nicht einfach verlegen. Für sie fällt wieder eine Möglichkeit der Bewegung und der Verbesserung ihrer Schwimmfähigkeiten weg. Für Berufstätige wird das Zeitfenster, in dem sie sich in der Mittagspause abkühlen könnten, durch die Öffnung erst ab 12.30 Uhr reduziert, sodass diese Möglichkeit wegfällt.
Nicht jede und jeder hat die Möglichkeit, sich im eigenen Garten oder gar im eigenen Pool abzukühlen. Und nicht alle können frühmorgens mal kurz zum Frühschwimmen ins Freibad hinüber gehen oder radeln. Wer längere Anfahrtswege hat, müsste schon sehr früh starten, um ab 6.30 Uhr ins kühle Nass zu steigen. Und richtig heiß wird es meist erst ab 9 oder 10 Uhr.
Jede Stadt muss dafür sorgen, dass gerade bei Hitze allen Bewohnern möglichst viele kühlende Orte zur Verfügung stehen. Das Wellenbad könnte dies reichlich bieten – wenn es denn nicht praktisch den halben Tag geschlossen wäre. Gesundheit der Stadtbewohner durch Bewegung und Abkühlung ist in Zeiten des Klimawandels kein »Nice to have«, sondern eine kommunale Pflichtaufgabe.
Begründet wird die Reduzierung der Öffnungszeiten wie letztes Jahr mit dem Mangel an Personal. Haben die Freibadverwaltung und die Stadt sich wirklich rechtzeitig und intensiv um Personal gekümmert und für attraktive Arbeitsbedingungen gesorgt? Wir bezweifeln es und bitten dringend um Abhilfe.
Gisela Etzel und Roland Riedl, Reutlingen