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Aktuell Leserbrief

»Schwerwiegende Eingriffe in das Ökosystem Wald«

Zu den Leserbriefen »Es geht um mehr als pure Profitgier« und »Ursache und Wirkung erkennen« vom 6. Juli (per E-Mail)

Das Thema Windkraftanlagen treibt viele Menschen um und polarisiert, wie die vielen Leserbriefe zeigen. Das liegt auch daran, dass meiner Meinung nach das vertretbare Maß beim Ausbau der Erneuerbaren Energien verloren gegangen ist. Es sind ja nicht fünf oder zehn Windkraftanlagen, die um die Ortschaften auf der Alb zu sehen sein werden.

Da jede Gemeinde Vorranggebiete für Photovoltaik und Windkraft ausweisen muss und diese gerne an die Gemarkungsgrenze platziert, wird Kohlstetten zum Beispiel von circa 30 Windrädern umgeben sein. Verantwortlich dafür ist hier auch das Land Baden-Württemberg, vertreten von der Forst BW, das die Staatswälder ohne Einbeziehung der betroffenen Bürger und Gemeinden Investoren zum Bau von Windkraftanlagen (WKA) anbietet – offenbar, um die Staatskasse zu füllen. Dafür werden schwerwiegende Eingriffe in das Ökosystem Wald und den Artenschutz in Kauf genommen. Es sind auch keineswegs nur einzelne wenige Individuen, die gefährdet sind. Es sind zum Beispiel Zigtausende von Fledermäusen, die durch die Windkraft umkommen oder tonnenweise Insekten, die getötet werden.

Sicher kann die Windkraft einen wichtigen Beitrag zu Stromerzeugung leisten, aber keineswegs müssen die riesigen Anlagen in den alten Wäldern der Alb errichtet werden, um den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Das Umweltprognose Institut Heidelberg zeigt in einer Expertise für Baden-Württemberg, wie das geht. Es ist auffallend, dass zurzeit von vielen Politikern, der Industrie und anderen Institutionen und Gruppierungen der rasche massive Ausbau der erneuerbaren Energien gefordert wird. Ich schlage vor, dass sie dann auch einen Plan vorlegen, wo diese Windkraft- und Photovoltaikanlagen gebaut werden sollen. Schließlich ist Baden-Württemberg ein dicht besiedeltes Land.

Auf keinen Fall können die Wälder der Schwäbischen Alb noch mehr Windkraftanlagen als jetzt schon geplant verkraften. Auch müssen andere Möglichkeiten der Stromerzeugung wie zum Beispiel Erdwärme oder Stromerzeugung mit Flussturbinen in den Blick genommen werden. Die Eingriffe in die alten, bis vor Kurzem noch unbelasteten Wälder der Alb können durch keine »Ausgleichsmaßnahmen« wieder gut gemacht werden. Vielmehr gilt es, dieses wertvolle Erbe für die nachfolgenden Generationen zu schützen und zu erhalten.

 

Utta Goerlich, Kohlstetten