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»Schülerbeförderung oder Viehtransport?«

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Schülerbeförderung und Viehtransport? Wenn man morgens um 7 Uhr mit der Linie 11 von Eningen nach Reutlingen fährt, weiß man: Es gibt keinen!

Um es vorab klar zu sagen: Ich bin durchaus ein Fan des RSV und habe auch Respekt vor der Leistung, täglich so und so viele Menschen zu befördern, und ich bin mir auch im Klaren darüber, dass ein Busunternehmen wirtschaftlich denken muss, aber diese Zustände, wie sie jeden Morgen den Schulkindern zugemutet werden, sind nicht weiter hinnehmbar.

Zwei Busse, die völlig überfüllt sind, fahren um 7 Uhr diese Strecke, und wenn sie voll sind, fahren sie - wie letzte Woche - auch schon einmal einfach weiter, ohne anzuhalten. Nun wird mit Busbegleitern versucht, die Schüler in den übervollen Bussen so eng zusammenzustellen, dass auch der letzte Wartende hineingezwängt werden kann. Denn seitens der RSV wird abgelehnt, dass ein dringend benötigter dritter Bus eingesetzt wird.

Die Argumente klingen angesichts der allmorgendlichen Situation geradezu zynisch: Die Busse seien nicht ausgelastet, sie seien für noch viel mehr Personen zugelassen. Das mag sein. Die Zahlen stammen, wie mir gesagt wurde, aus den 50er-Jahren. Ich muss mich dann aber auch fragen, weshalb volle Busse einfach weiterfahren, wenn sie doch anscheinend noch Platz für weitere 60 Personen gehabt hätten?

Es wird bei dieser Transportpraxis meines Erachtens nicht nur über Fragen der Sicherheit hinweggegangen, es wird auch einfach ignoriert, dass die Schülerinnen und Schüler natürlich Taschen und Schulranzen dabei haben, die auch Platz brauchen. Dabei bedient man sich dann in seiner Argumentation gerne der absurd schmeichelhaften Zulassungszahl, um auf dem Rücken der Kinder Geld zu sparen. Denn darum geht es ja. Nicht das Wohl der Kinder und der tatsächliche Bedarf, sondern das wirtschaftliche Denken bestimmen den Fahrplan.

Hier ist nicht nur das Busunternehmen in der Pflicht, sondern es sind auch die politisch Verantwortlichen, die über Zuschüsse für Schülerbeförderung zu befinden haben.

Ohne einen dritten Bus zu den Stoßzeiten zu Schulanfang geht es nicht mehr. Die Erfahrung einer Schülerin sei noch genannt: »Jetzt weiß ich endlich, wie sich Hühner in einer Legebatterie fühlen müssen.« - So wie RSV-busfahrende Schülerinnen und Schüler im Kinderland Baden-Württemberg.

Stephan Glaser, Eningen u. A.