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Aktuell Leserbrief

»Pfusch beim Böschungsbau«

Scheibengipfeltunnel (per E-Mail)

Schneller als vermutet haben es die Böschungen des Scheibengipfeltunnels in die Schlagzeilen geschafft. Ab Mitte Januar war eine an der Zufahrt aus Richtung Eningen/Lichtenstein massiv abrutschende Böschung nicht mehr zu übersehen. Das Regierungspräsidium Tübingen (RP) sperrte die Abfahrtsrampe der B 312. Die höchst umfangreichen Sanierungsarbeiten starteten. Doch wie konnte es zu der Böschungsrutschung kommen?

Zunächst nur auf einer Länge von 20 Metern, schon bald waren es deutlich mehr. »Durch die lang anhaltenden Niederschläge im Dezember hat sich die Rutschung erheblich vergrößert«, vermeldeten die Unistädter und scheinen die Ursachen zu kennen. »Die Ursache für die Hangrutschung ist eine fossile Gleitschicht in einer Tiefe von sieben Metern unterhalb der Böschungsoberkante«. Rund 700 Kubikmeter mindertragfähiges Bodenmaterial galt es abzufahren und weit mehr als 1 000 Tonnen grobkörnigen Kalkschotter anzukarren und einzubauen. Am Freitag wurden die seit dem 21. Januar laufenden, höchst umfangreichen Sanierungsarbeiten im Böschungsbereich abgeschlossen.

Gleichwohl kam und kommt es aktuell auch zu Böschungsrutschungen entlang Straßenbaumaßnahmen, so wie entlang der B28 Metzingen-Bad Urach oder dem B27-Zubringer, der B464, von Rommelsbach aus. Mehr oder weniger große Schotterflächen an den begleitenden Straßenböschungen lassen erfolgte Sanierungsarbeiten im Nachhinein deutlich erkennen. Auch hier aufgrund der laut RP »ungünstigen Geologie«. Für mich eine Folge der an vielen Stellen nicht konkav nach innen gewölbt, sondern konvex nach außen bauchig gebauten Straßenböschungen. »Böschungsbau muss erdstatischen Anforderungen entsprechen. Wenn nicht, kommt es zu Rutschungen«, so hat man es uns Studenten des Garten- und Landschaftsbaus schon Mitte der 1960er-Jahre gelehrt. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Negatives Anschauungsmaterial liefern jetzt etliche Böschungen im Bereich des Scheibengipfeltunnels an den Portalen Süd und Nord.

Als Folge der meines Erachtens da und dort fachlich nicht korrekt angelegten Böschungsprofile wird es früher oder später zu weiteren Böschungsrutschungen kommen. Die Höhe der Sanierungskosten vermag ich nicht zu beziffern. Fest steht, dass sie in einem hohen fünf- oder gar knapp sechsstelligen Bereich liegen werden. Da frage ich mich, wer dafür die Verantwortung zu tragen hat und vor allem auch, wer das alles bezahlen wird? Während sich das RP in Sachen diesbezüglicher Auskünfte »etwas zugeknöpft gibt«, sind die Meinungen derer, die die Sanierungsarbeiten von Beginn an beobachtet haben, überdeutlich. Sie sprechen von »Pfusch« und schicken zudem auch nicht druckreife Worte gen Tübingen.

Dietmar Czapalla, Reutlingen