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Aktuell Leserbrief

»Papst im Kreuzfeuer«

Zum Kommentar »Friedensaufruf ist keine Schande« vom 11. März (per E-Mail)

Der GEA-Kommentar am Montag war überschrieben mit: Friedensaufruf ist keine Schande. Das stimmt, solange man ganz allgemein bleibt. Schwierig wird es, wenn man ins Detail geht und mit der weißen Fahne nur eine Seite meint. Putin wird nicht angesprochen, obwohl er mit einem Befehl das Blutbad beenden könnte.

Von der »obersten moralischen Instanz«, dem Papst, wird eine Stellungnahme erwartet und er muss natürlich für Frieden eintreten. Nur bedeutet für die Ukraine die weiße Fahne keine friedliche Zukunft, sondern eine Diktatur in den abgetretenen Gebieten. Und das für sehr lange Zeit, wie Deutschland und Finnland wissen. Ihre verlorenen Gebiete sind seit rund 80 Jahren eine Diktatur. Außerdem bedeutet es Massenflucht und Vertreibung. Land für Frieden klingt zwar gut, die große Frage ist jedoch: Wird sich Putin durch kleine Gebietseinverleibungen beschwichtigen lassen oder nur ermutigt, weiterzumachen? Die Krim hat ihm jedenfalls nicht gereicht. Wie viel Land die Ukraine wann an Putin abtreten sollte, müssen die Ukrainer selbst entscheiden. Die andere Wange hinhalten mag im Kleinen manchmal Erstaunliches bewirken. Im Krieg mit einem Aggressor führt es eher dazu, dass sich Diktaturen ausbreiten.

Durch das Interview hat der Papst seine Machtlosigkeit aufgezeigt, Gebete können Putin nicht aufhalten. Die Diskussion über die Umsetzbarkeit von Glaubensinhalten ist entfacht. Nachgeben ist zwar die biblische Antwort bei Konflikten und würde viele Menschenleben retten, wer aber Gerechtigkeit und Freiheit anstrebt, wird damit nicht weit kommen.

 

Bernd Huse, Trochtelfingen