Hiermit möchte ich mich zuerst für den Leserbrief von Hannegret Bausinger und Susan Sommer bedanken, welcher in mir doch die Hoffnung weckte, nicht der Einzige zu sein, welcher »anders« denkt. Für mich waren und sind die Worte der Überschrift bis heute die wichtigsten, um ein sinnvolles Zusammenleben auf diesem Planeten zu garantieren. Sind wir inzwischen so Wenige? War für manche die Kriegsdienstverweigerung nur dazu da, um die langen Haare behalten zu dürfen? Oder war es das probate Hausmittel, um sich gegen die Eltern aufzulehnen? Entweder hab ich damals irgendetwas verschlafen, oder meine damalige Ansicht stimmt immer noch und die Anderen haben was übersehen. Meine zugegebenermaßen parteiische Meinung tendiert zu Zweitem.
Was eint Frau Strack-Zimmermann, Herrn Hofreiter, Herrn Pistorius und die vielen anderen überzeugten Militärfachleute der CDU sowieso, dass wir alles tun müssen, um den Krieg in der Ukraine möglichst lange am Laufen zu halten? Die Freiheit ist es, die es zu erhalten gilt und dafür opfert man Wohlstand und in letzter Konsequenz dann auch das Leben seiner Söhne, Brüder und Partner, dank Gleichstellung ja jetzt auch der Töchter und Partnerinnen.
Überhaupt »Freiheit«: In den 70ern hatten die meisten um mich herum nichts Großartiges zu verlieren. Da war einzig der Frieden die entscheidende Sache, denn ohne ihn ist das Leben mit und ohne Freiheit vorbei. Ist das heute anders?
Irgendwie bin ich mir sicher, dass auch die Freiheit von Herrn Lindner und anderer Damen und Herren in Berlin eine andere ist als meine. Die Freiheit mit dem eigenen Flieger nach Sylt zur Hochzeit zu fliegen interessiert mich nicht die Bohne.
Gut, dann kämpfen wir alle für die viel beschworene Freiheit. Die Kinder und Enkel, so vorhanden, von Frau Strack-Zimmermann und Herrn Hofreiter stehen dann an vorderster Front zusammen mit unseren Kindern, um dem Feind Paroli zu bieten. Glaubt das ernsthaft jemand? So viel hat sich in den letzten Jahrhunderten herumgesprochen: Die Dummen rekrutieren sich aus den »kleinen Leuten«, die mit allem, was sie haben, einschließlich ihrem Leben, für das gerade stehen, was die Damen/Herren gerade als erstrebenswert erachten. Die Militärs der besseren Gesellschaft, früher in der Etappe oder beim Planspiel, sitzen auch morgen weitestgehend wieder hinter der Front.
Ja, ich für meinen Teil habe immer noch, wie in den 70er/80ern keine Angst vor dem russischen Volk und die lasse ich mir auch nicht einimpfen. Wer mich deshalb als Putinversteher sehen will, mag dies tun. Leider sitzt dieser Verbrecher gerade am längeren Hebel und er hat ein Volk hinter sich, welches weitaus mehr bereit ist zu leiden als wir. Es gibt keine Alternative zum Frieden. Und ja, die erste Voraussetzung dafür ist die Abwesenheit von Krieg. Jeder tote Soldat und Zivilist ist einer zu viel. Man sollte alles dafür tun, dieses sinnlose Sterben sofort zu beenden.
Ernst-Martin Hauerwas, Kirchentellinsfurt