Logo
Aktuell Leserbrief

»Nicht ohne Not Heimat verlassen«

Zum Artikel »Landrat: ›Geben unser Bestes‹« vom 28. September (per E-Mail)

Inmitten der zunehmend erbitterten und aggressiver werdenden Diskussion um die Aufnahme von Flüchtlingen stellen die Verantwortlichen des Kreises und der Stadt, Landrat Dr. Ulrich Fiedler, der Leiter des Reutlinger Sozialamtes Joachim Haas und Mirjam Koch, Leiterin des Amtes für Migration und Integration, wohltuend sachlich und mit Zahlen belegt die Situation im Kreis Reutlingen dar.

Sie zeigen, was bisher bei der Unterbringung von Obdachlosen und Flüchtlingen geschafft wurde, wo weiter Unterkünfte geplant oder beinahe fertig gestellt sind, welche Maßnahmen für Flüchtlinge mit unterschiedlichem Rechtsstatus getroffen werden müssen und was für den Extremfall einer weiteren Zunahme von Flüchtlingen getan werden muss. Auch machen sie deutlich, was durch europäisches Recht, Bundes- und Landesgesetze verbindlich geregelt ist. Wer trotzdem die Verwaltung ultimativ drängt, keine Flüchtlinge mehr aufzunehmen, fordert zum offenen Rechtsbruch auf.

Auf die Frage »Könnte der Kreis oder die Kommune die Aufnahme von Flüchtlingen ablehnen?« ist die Antwort von Dr. Fiedler eindeutig: »Nein, wir sind rechtlich dazu verpflichtet, die Menschen aufzunehmen!« Und es folgt ein Nachsatz: »Das entspräche auch nicht meinem humanitären Verständnis!« Und dieser Satz ist so wichtig, weil er uns erinnert, dass Menschen zu uns kommen, die nicht ohne Not ihre Heimat verlassen haben. Es sind Menschen und nicht nur lästige »Troublemaker« oder, wie es aus der rechten Ecke dröhnt, »Sozialschmarotzer«. Wenn diese unmenschlichen Stimmen in unserem Land überhandnehmen, dann gnade uns Gott!

Ich bedanke mich ausdrücklich für diesen Satz von Dr. Fiedler und dafür, wie Joachim Haas und Mirjam Koch ihr Möglichstes tun, um menschlich zu handeln.

Prof. Dieter Mutschler, Reutlingen