Wäre es nicht so traurig (und finanziell abenteuerlich), so könnte man es als Posse bezeichnen: Während der Präsentation der Pläne für das neue Bad konnte die Zuhörerschaft erfahren, dass bereits zwei weitere Rutschen zur Nachrüstung vorgeplant sind. Dies trifft genau eines der Bedenken, die von Dr. Bräuchle als Vertreter der Grünenfraktion später in der Debatte vorgebracht wurde: dass vorhandene Bäder durch immer neue Attraktionen ständig nachgerüstet werden müssen, da sie untereinander um Besucherinnen und Besucher konkurrieren. Man befindet sich in einem Regionalwettbewerb, der in seiner finanziellen Spirale von keiner Kommune zu gewinnen ist.
Vollends grotesk wurde es, als Herr Schoch (Stadtwerke) Pläne andeutete, das unbeheizte Freibadbecken in den Randzeiten doch zu beheizen. Da wird – noch vor Debatte und Abstimmung – ein Manko eingestanden: ein unbeheiztes Becken. Was von der CDU aufgegriffen wurde, die eine Beheizung des Beckens auf 23 Grad prüfen lassen will. Nun wurden die Kosten für die Energieversorgung des Bades (Strom, Wärme, Klimatisierung), die zu den 70 Millionen Euro noch on top kommen, eh noch nicht thematisiert. Man fragt sich bei so früh formuliertem Nachrüstungsbedarf besorgt, warum dem aufgebauten Zeitdruck nachgegeben und die Abstimmung nicht verschoben wurde. Nun ja, der Reigen des Wünschens von Nachbesserungen ist jedenfalls eröffnet! Im Schwimmbadteil wird es zwei Tarife geben (Sport- und Spaßbereich). Ziemlich einzigartig im künftigen Metzinger Bad dürfte sein, dass dies optisch extrem augenfällig umgesetzt ist. Was auf den Plänen nur als dünne hellgraue Linie zu erkennen ist: Durch die gesamte Liegewiese ist in voller Länge eine Abtrennung zwischen den beiden Bereichen geplant; diese setzt sich im Hallenbad in verlängerter Achse als Glaswand fort.
Der Sportbadtarif wurde immer wieder als sozialer Tarif bezeichnet, den sich auch weniger betuchte Menschen und Familien leisten können sollen. Was durchaus gut gemeint ist, wird in der so geplanten Ausführung einer Längsteilung des Schwimmbadbereichs konterkariert zu einer sozialen Trennlinie. Den im Statement der Grünen gefallenen Begriff eines Zweiklassenbades finde ich da durchaus gar nicht so abwegig.
Leider gibt es im Bereich mit dem sozialen Eintrittstarif auch keine Beckentreppe, über die kleinere Kinder oder weniger bewegliche Personen die Wasserfläche sicher, eigenständig und angstfrei erreichen und verlassen können.
Dr. Iris Traus, Metzingen