Es ist schon ganz geschickt gemacht und als Werbung sehr wirkungsvoll: die derzeit großformatige, nahezu überdimensionale Plakatierung des Marienkirchturms und der Hauptfassade des Matthäus-Alber-Hauses durch Firmen und Banken. Lauter hochherzige Spender für den Erhalt von Baudenkmälern! Und eine bereitwillige kirchliche evangelische Kirche als Empfänger!
Nun wäre gegen eine gängige Spendenpraxis nichts einzuwenden, das ist vielfacher Brauch, wenn die Sache nicht einen Haken hätte: eine Bank etwa ist ein gewinnträchtiges Unternehmen, und auch bei den beteiligten Firmen geht es um das Geschäft. Es handelt sich wohl in unserem Fall um die moderne Form eines Deals: »Wir spenden dir, wenn du uns Werbung gestattest!« Dabei speisen sich die Spenden aus Überschüssen und Gewinnen, bei den Banken ist es ja indirekt unser Geld, mit dem sie wirtschaften. Also gar so edel sind die Intentionen der Beteiligten nicht zu beurteilen. Und das Gravierende ist, dass es sich dabei um die unselige Verquickung von zwei divergierenden Ebenen handelt: einer kirchlich-religiösen und einer weltlich-materiellen.
Ein Spendenaufruf in der Tagespresse wäre möglich gewesen, meinethalb mit Namensnennung der Spender, auch sonstige Veranstaltungen zu diesem Zweck, dann hätten eben diese Plakatehänger ihren Obulus in gleicher Höhe beisteuern können als echte Spende ohne kirchliche Gegenleistung einer nichtkirchlichen Werbeaktion.
Wolfgang Rinn, Reutlingen
