Seit der Fahrplanänderung im Dezember 2023 und geänderter Linienführung bei der Reutlinger Stadtverkehrsgesellschaft (RSV) hat sich die Situation im öffentlichen Nahverkehr nicht verbessert, sondern eher verschlechtert. Ich benutze fast täglich die Linien 4 und 5. Seit der Umstellung auf den 20-Minuten-Takt von Montag bis Freitag sind die Busse zu den Stoßzeiten rappelvoll. Zumindest in diesen Zeiten sollte der 10-Minuten-Takt wieder eingeführt werden.
Kürzlich hatte ich einen Arzttermin um 8 Uhr in der Albstraße. Ich bin gehbehindert und auf meinen Rollator angewiesen. Ich hatte jedoch bei drei Bussen keine Chance, mit meinem Rollator einzusteigen – sie waren alle drei überfüllt. Also wieder nach Hause und das Auto aus der Garage geholt. Wenn ich zu einem späteren Zeitpunkt fahre und in der Stadtmitte in die Linie 2 umsteigen möchte, habe ich Pech, denn diese fährt an dieser Haltestelle zwei Minuten vorher ab, bevor die Linie 4 dort ankommt. Möchte ich ins Krankenhaus, fahre ich mit der Linie 4 bis zum Listplatz, um dann in der Gartenstraße in die Linie 6 umzusteigen – theoretisch möglich, doch praktisch ist die Linie 6 bereits vor zwei Minuten abgefahren. Also heißt es wieder warten.
Sonntags fahren die Busse im 30-Minuten-Takt. Die Linie 4 fährt vom Hohbuch kommend nur bis zu einer Ersatzhaltestelle zwischen den Haltestellen Stadthalle und Stadtmitte. Dort kommt der Bus zum Beispiel um 14.28 und 14.58 Uhr an. Ich muss zu Fuß in die Gartenstraße, dort fährt die Linie 6 Richtung Krankenhaus um 14.26 und 14.56 Uhr ab. Also keine Verbindung, sondern fast 30 Minuten Wartezeit.
Will ich sonntags in Richtung Nordraum, kann ich mich zu Fuß auf den Weg machen zur Haltestelle Unter den Linden. Dafür habe ich acht Minuten Zeit, um mit den Linien 11 oder 21 weiterzufahren. Für gesunde Menschen vielleicht kein Problem, für Gehbehinderte und Ältere schon. Erfahrungsgemäß hat die Linie 4 auch sonntags oft Verspätung, sodass der Umstieg nicht klappt und ich eine Stunde auf den nächsten Bus warten muss. Die Linie 5 fährt die Haltestelle Unter den Linden nicht mehr an, sondern hält beim Hauptbahnhof.
Alles in allem ist diese Umstellung keine Verbesserung und man wird gezwungen, das Auto zu nehmen, was man der Umwelt zuliebe vermeiden möchte. Es ist äußerst schwierig, bei der RSV Verantwortliche ans Telefon zu bekommen. Und hört sich dann jemand die Probleme an, bekommt man zur Auskunft, man hätte zu wenig Busse und vor allem kein Geld zur Verfügung, für die Fahrplanänderung sei nicht die RSV zuständig, sondern die Stadtverwaltung, speziell das dortige Tiefbauamt, was natürlich nicht stimmt. Im Übrigen sollten die Verantwortlichen mit ihren Lobeshymnen für das neue Buskonzept selber in den Bussen mitfahren. Hier könnten sie die Verärgerung der Bürger, vor allem, was die Fahrplanänderungen, Verspätungen und Busausfälle betrifft, hautnah mitbekommen.
Rainer M. Braun, Reutlingen