Bei jedem Arztbesuch - egal welcher Arzt es ist - wird mir gesagt, wie wenig der Arzt an mir als Kassenpatient verdient. Eigentlich lohnt es sich überhaupt nicht, bei mir Untersuchungen durchzuführen. Aber eine Zusammenstellung vom Statistischen Bundesamt zeigt, was die Ärzte im Jahr nach Abzug aller Nebenkosten - auch der Personalkosten in den Praxen - verdienen: ein Radiologe im Jahr 264 000 Euro, ein Allgemeinarzt 116 000 Euro. Dazwischen liegt die ganze Palette der Fachärzte, vom Orthopäden bis zum Kinderarzt. Welcher andere Naturwissenschaftler verdient so viel Geld? Den Patienten wird weisgemacht, die Praxen stünden kurz vor der Insolvenz. Die Realität sieht anders aus: Es gibt in ganz Deutschland keinen einzigen Fall, in dem eine Arztpraxis insolvent geworden ist. Also, es lohnt sich wohl doch noch, Arzt zu werden, obwohl der Stress in diesem Beruf nicht zu unterschätzen ist.
Dass auf die Gesundheitsministerin geschimpft wird, ist ein Ritual. Bisher wurde über alle Gesundheitsminister egal ob von der CDU, von den Grünen oder von der SPD geschimpft. Ulla Schmidt hat ihren Job wohl doch nicht so schlecht gemacht, wie ihr nachgesagt wird. Wenn sie es schafft, das Unwesen der Privatkassen zu beseitigen, in dem Beamte auf Staatskosten günstigere Tarife bekommen, während normale Arbeitnehmer um Faktoren höhere Beiträge zahlen müssen und in den Praxen von den Ärzten zusätzlich angemacht werden, weil nichts an ihnen zu verdienen ist, dann verdient sie trotz Dienstwagenaffäre ihr Geld zu Recht.
Albrecht Mayer, Reutlingen
