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Aktuell Leserbrief

»Kanzler liefert immer dann, wenn es zu spät ist«

Zum Artikel »Scholz: Keine Bodentruppen für Kiew« vom 28. Februar (per E-Mail)

Unser vollmundiger Kanzler: »Wer Führung bestellt, wird Führung bekommen!« Wow, das hat aber gesessen! Danach und bis heute ist der Führungskanzler abgetaucht. Dann die mutige Rede im Parlament: »Die Zeitenwende« zur Lage nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine. Nun haben wir verstanden! Jedoch welche Zeitenwende? »Wir liefern Helme!«

Danach wurden die dringend benötigten Waffen so viel und so schnell in die Ukraine geliefert, wie es anscheinend im Sinne von Putin war, nämlich immer gerade so, dass nach anfänglichem überraschendem Erfolg des ukrainischen Militärs die Russen wegen fehlender Panzer nicht zurückgedrängt werden konnten und sie sich einen Winter lang in aller Ruhe eingegraben haben. Da gab es schon eine rote Linie.

Danach im Frühjahr kostete der Stellungskrieg Tausende Soldaten das Leben, was ja einem Putin offensichtlich völlig Wurst ist, und in der Ukraine starben zudem Kinder und Zivilisten, es geschahen mannigfaltige Kriegsverbrechen an der Zivilisation und an der Infrastruktur der Ukraine. Dann gab es Panzer für die Ukrainer, welche aber jetzt keinen wirklichen Sinn mehr ergaben. Unser Kanzler offenbart sich bis heute als ein gefälliger Adlatus Putins, in dem er immer genau dann die nicht mehr kriegsentscheidenden Waffen liefert, wenn es – im Sinne Putins – zu spät für einen positiven Kriegsverlauf der Ukraine wäre.

Nun zu unseren Nachbarn, zu welchen es unserem Kanzler in der Ermangelung von Fähigkeiten zum konstruktiven Dialog so zum Beispiel dem französischen Präsidenten Macron nicht möglich ist, ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis zu wahren. Der Vorstoß des französischen Präsidenten mit der Andeutung von Bodentruppen ist wohl so zu verstehen, dass er die destruktiver Haltung des Kanzlers bewusst anprangern wollte, um dessen mutloses Verhalten zu demonstrieren.

Wenn unser Kanzler schon nicht den Mut zur Führung hat, dann sollte er wenigstens den Bürgern erklären, dass wir wohl in der Zukunft günstigsten Falls wieder mit den russischen Atomraketen an unseren Grenzen leben werden müssen, das dürfte nämlich das Resultat eines von der Ukraine verlorenen Krieges sein. Schlechtesten Falls werden wir aber leider mit vielen anderen Folgen wie den weiteren Flüchtlingen, welche das Land dann verlassen müssen, und der etwaigen Unterwerfung des Westens einem kriminellen Aggressor gegenüber leben müssen. Die Ergebnisse dessen können wir leicht prophezeien, indem wir aus jahrhundertelanger Geschichte lernen und aus dem Zustand Tschetscheniens, Georgiens und dem Zustand heute in der Ukraine.

Dieser Kanzler wird mit seinen linken SPDlern aus lauter Angst, wenn auch begründet, die Chancen unserer Kinder und Enkel auf eine Zukunft in frei bestimmter Demokratie leichtsinnig verspielen. Es sind doch die, welche immer den dauerhaften Frieden ohne Waffen schaffen wollten. Wo gab es das jemals? Wie kann man nur so ignorant und naiv sein? Was dieses Szenario bedeuten würde, wage ich nicht zu beschreiben.

Nur eines noch: Die scheinbar skrupellosesten Krieger der Russen sind wohl die einst entführten, umerzogenen und entnazifizierten tschetschenischen Kinder aus dem damaligen Krieg von vor 25 Jahren. Wo bleibt die Hoffnung auf positive Führung auf dieser Welt?

 

Michael Maier, Reutlingen