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Aktuell Leserbrief

»Es geht um regenerative Energie, regional produziert«

Zum Leserbrief »Finger von Wald lassen« vom 24. Dezember (per E-Mail)

Sehr geehrter Herr Zirkelbach, ihr romantisches Bild vom Urwald, der durch Windräder bedroht wird, ist reichlich schief geraten. Lediglich drei Prozent der Waldfläche in Deutschland bestehen aus Naturwald. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass 97 Prozent der Waldfläche in unterschiedlichen Ausprägungen aus Nutzwald bestehen. Beim Bau eines Windrads wird das, was für den Bau abgeholzt wird, an anderer Stelle wieder aufgeforstet. Genauso verhält es sich in der Regel deutschlandweit bei der Fortwirtschaft: Das Holz, das geschlagen wird (für Industrie, Holzbau, Brennholz, …), wird wieder aufgeforstet. Zumindest quantitativ wird so Nachhaltigkeit garantiert.

Nur noch um die 21 Prozent der Bäume (Quelle: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft) gelten inzwischen als ungeschädigt. Von 82,9 Millionen Kubikmetern (m3) Holzeinschlag in Deutschland im Jahr 2021 waren 61Prozent Kalamitätsholz, also Holz, das wegen Schädlingsbefall, Stürmen oder anderen Schäden geschlagen wurde. Knapp 12 Millionen m3 vom Holzeinschlag wurden energetisch genutzt.

Einer der Hauptgründe für die zunehmenden Schäden auch in hiesigen Wäldern sind die durch die Klimakrise immer häufiger auftretenden Dürren, die Bäume unter anderem anfälliger machen für Schädlingsbefall. Um die Klimakrise in den Griff zu bekommen, ist der Ausbau der erneuerbaren Energien unumgänglich. Windkraft wird – zumindest als Brückentechnologie – dringend gebraucht. In Wirklichkeit ist die Frage nicht: Windrad oder nicht? Sondern: Auf welche Weise wird die Energie erzeugt, die wir brauchen? Das Ausbremsen des Ausbaus regenerativer Energien festigt die Abhängigkeit von fossilen Energien. Das wiederum verstärkt die Klimakrise und bedroht damit auch den Wald fundamental. Der Wald liefert über Brennholz regenerative Energie (in erheblichem Umfang gerade in unserer Region), er bietet Standorte für Windräder, die regenerative Energie produzieren. Es erschließt sich mir nicht, warum das eine gerechtfertigt, das andere aber falsch sein soll. Beide Male geht es um regenerative Energie, regional produziert, zu kalkulierbaren Preisen. Damit wird sichergestellt, dass es auch zukünftigen Generationen noch möglich ist, ein gutes Leben zu führen.

In einem Punkt stimme ich Ihnen allerdings zu: Der Anteil an Naturwald sollte dringend erhöht werden – eigentlich sollten bereits 2020 mindestens 5 Prozent erreicht sein. Dieses Ziel wurde politisch verfehlt. Ich hoffe, die aktuelle Regierung wird da erfolgreicher sein.

Timo Heimberger, Kohlstetten